WERTBERICHTIGT

Kein Grund zum Jubeln

Börsen-Zeitung, 9.12.2020 Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen ist in Deutschland gesunken. Um einen ganzen Prozentpunkt. Erstmals verkleinerte sich der Abstand auf weniger als 20 %. Ein Grund zum Jubeln ist das nicht. Nicht nur, dass...

Kein Grund zum Jubeln

Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen ist in Deutschland gesunken. Um einen ganzen Prozentpunkt. Erstmals verkleinerte sich der Abstand auf weniger als 20 %. Ein Grund zum Jubeln ist das nicht. Nicht nur, dass Deutschland im europäischen Vergleich schlecht dasteht – hier hat nur Estland mit 22 % eine noch größere geschlechtsspezifische Lohnlücke. Es werden auch kaum Fortschritte gemacht. In den vergangenen sechs Jahren ist die Lücke nur um 3 Prozentpunkte geschrumpft. Und auch der Wille zur Veränderung scheint nur mäßig vorhanden. Kaum ist irgendwo von Gender Pay Gap zu lesen, werden findige Stimmen laut, das sei nur die unbereinigte Zahl. In Wahrheit liege der Gehaltsunterschied ja “nur” bei 5 bis 7 %. Dass bei der sogenannten bereinigten Lohnlücke aber allerlei strukturelle Probleme wie die Teilzeitarbeit, die Arbeit zu Hause und auch die Berufswahl herausgerechnet werden, die es eigentlich zu lösen gilt, darüber wird geschwiegen. Und, dass jeder Prozentpunkt – und seien es auch nur 5 statt 19 – zu viel ist, dürfte auch niemand bestreiten. ast