Konjunkturelle Flaute

KfW: Deutschland muss mehr Neues wagen

Deutschland muss mehr tun, um den Standort für junge innovative Unternehmen, aber auch die Industrie zu stärken, fordert die KfW. Wie nötig das ist, belegt eine Studie von Deloitte und BDI zu den Verlagerungsplänen deutscher Unternehmen.

KfW: Deutschland muss mehr Neues wagen

KfW: Deutschland muss
mehr Neues wagen

Deloitte-Studie zeigt zunehmende Verlagerungstendenzen

ba Frankfurt

„Deutschland muss mehr Neues wagen“, fordert die KfW in zwei Studien. So müsse mehr Wagniskapital gewonnen werden, um auch die Beschäftigung in jungen innovativen Unternehmen anzukurbeln. „Der Gründungs- und Innovationsstandort Deutschland muss stärker gefördert werden“, erklärte KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher. Traditionelle Standortfaktoren wie Arbeits- und Energiekosten, die Steuerbelastung von Unternehmen, die Flexibilität des Arbeitsmarktes und eine überbordende Bürokratie seien zunehmend eine Achse, entlang welcher Wettbewerbsfähigkeit zurückgewonnen werden müsse.

Wertschöpfung schrumpft

Alle Daten sprächen dafür, dass die industrielle Wertschöpfung zunächst weiter schrumpfen wird. „Dabei durchläuft die Industrie nicht nur einen normalen Anpassungsprozess, wie es auch früher bereits einige gab“, so Schumacher. Vielmehr gebe es geopolitische Faktoren, die die Abwärtsdynamik massiv verstärkten.

Mit Blick auf China forderte der KfW-Chefvolkswirt, dass Europa seine Industrie besser gegen unfaire Handelspraktiken schützen müsse. Wenn sich ein großer Akteur wie China nicht an die international üblichen Regeln halte, dann müssten sich die anderen Länder auch mit höheren Zöllen zur Wehr setzen. Allerdings müsse bedacht werden, dass Europa von chinesischen Lieferungen Seltener Erden abhängig sei. Europa müsse sich daher alternative Lieferquellen erschließen – als weitere Möglichkeiten nannte er besseres Recycling oder den Einsatz alternativer Materialien.

Verlagerungstendenzen nehmen zu

Zudem mahnte Schumacher, dass „Verlagerungstendenzen deutlich zugelegt“ hätten, insbesondere in der Chemie. Die aktuelle Ausgabe des Supply Chain Pulse Check von Deloitte und des Industrieverbands BDI zeigt, dass 19 (2023: 11)% der Unternehmen nicht mehr hierzulande produziert. Die Entwicklung verlagerten 17 (12)%, die Forschung 13 (10)% und die Endmontage 18 (11)%.

Dieser Trend wird sich Delotte zufolge voraussichtlich noch verstärken. In den kommenden zwei bis drei Jahren wollen 43 (33)% ihre Produktion neu verorten, für die Entwicklung planen dies 30 (24)%. Die Forschung wollen 35 (23)% verlagern. Eine ähnliche Entwicklung zeige sich bei Funktionen wie Einkauf, Vertrieb und Marketing. Dabei ziehe es die Firmen vor allem in andere europäische Länder (30%), in die USA (26%) und nach Asien (19% ohne China bzw. 16% nach China).