Produktion legt erneut zu

Kleine Volkswirtschaften schieben Euro-Industrie an

Die Industrie im Euroraum startet das zweite Halbjahr in einer etwas stabileren Verfassung. Der Einkaufsmanagerindex nähert sich der Wachstumsschwelle.

Kleine Volkswirtschaften schieben Euro-Industrie an

Kleine Volkswirtschaften schieben Euro-Industrie an

Einkaufsmanagerindex steigt auf Drei-Jahres-Hoch – Stellenabbau so schwach wie seit zwei Jahren nicht – Bremsklotz Frankreich

ba Frankfurt

Die Euro-Industrie hat sich im Juli wieder etwas gefangen. Die endgültigen Daten der von S&P Global erhobenen Einkaufsmanagerumfrage zeigen, dass die Produktion erneut zugelegt hat – wenn auch mit der niedrigsten Rate seit März. Die sinkende Exportnachfrage hat den Auftragseingang leicht gedrückt. „Erfreulicherweise verlangsamte sich der Stellenabbau und fiel so schwach aus wie seit knapp zwei Jahren nicht mehr“, erklärte S&P. Trotz einer leichten Eintrübung blicken die Unternehmen optimistischer in die Zukunft als im langjährigen Mittel. Sowohl Einkaufs- als auch Verkaufspreise blieben konstant.

Expansionsschwelle rückt näher

Der Einkaufsmanagerindex (PMI) kletterte wie von Ökonomen erwartet um 0,3 auf 49,8 Punkte und damit den höchsten Stand seit 36 Monaten. S&P Bestätigung der Erstschätzung gerechnet. Der Stimmungsindikator bleibt aber unter der Schwelle von 50 Punkten, ab der er eine zunehmende wirtschaftliche Aktivität signalisiert.

Die Industrie im Euroraum „fasst vorsichtig wieder Tritt“, resümiert Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt des S&P-Partners Hamburg Commercial Bank. „Vor allem die kleineren Volkswirtschaften geben Anlass zu Optimismus.“ So zeigten die PMIs aus Spanien und den Niederlanden (je 51,9 Punkte) beschleunigte Zuwachsraten. Spitzenreiter Irland (53,2) und Griechenland (51,7) blieben im Wachstumsbereich. Und in den drei größten Volkswirtschaften sowie Österreich (48,2) signalisiere der Stimmungsindex, „dass sich die Rezession moderat bis deutlich abgeschwächt hat“. Den größten Sprung machte Italien – hier liegt der PMI mit 49,8 Punkten nur noch knapp unterhalb der Wachstumsschwelle. Damit gewinne die Erholung allmählich an Breite, erklärt de la Rubia.

Angespannte Lieferketten

„Mit dem nunmehr vereinbarten Handelsrahmenabkommen zwischen der EU und den USA sollte die Unsicherheit abnehmen. Die Chancen stehen gut, dass der Aufwärtstrend in den nächsten Monaten anhält.“ Allerdings könnte die wechselhafte US-Zollpolitik sowie die von den geopolitischen Spannungen ausgehende Unsicherheit dafür gesorgt haben, dass die Lieferketten relativ angespannt blieben und sich die Lieferzeiten verlängert haben. De la Rubia geht davon aus, „dass sich Unternehmen langfristig auf plötzliche Lieferkettenengpässe einstellen müssen“.

Bremsklotz Frankreich

Als größten Bremsklotz macht der Chefvolkswirt Frankreich aus. Der PMI von 48,2 Punkten bedeutet die rote Laterne für die zweitgrößte Euro-Volkswirtschaft. Ein Problem sei die sinkende Produktivität, mit der Wirtschaftswachstum noch schwieriger zu bewerkstelligen sei. Zudem belaste die Aussicht auf einen austeritären Haushalt und das damit verbundene Risiko eines Rücktritts der derzeitigen Regierung. „Weniger politische und fiskalische Unsicherheit wären wichtig, um der Eurozone insgesamt zu nachhaltigem Wachstum zu verhelfen“, mahnte de la Rubia. In Deutschland hingegen sei die politische Situation deutlich stabiler, Ein Großteil der Wachstumshoffnung beruhe auf einer expansiven Fiskalpolitik. Hierzulande hellte sich die Industriestimmung nur leicht auf, der endgültige PMI liegt mit 49,1 Punkten um 0,1 unter der Erstschätzung. Positive Impulse kamen laut S&P von den Indizes Beschäftigung, Vormateriallager und Lieferzeiten

Britischer PMI unter Erstschätzung

Der PMI für die britische Industrie hingegen hat mit dem Plus von 0,2 auf 48,0 Punkte die Erstschätzung unterboten. Diese lag bei 48,2 Zählern. Das Barometer liegt nun seit mittlerweile neun Monaten unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. „Der britische Fertigungssektor sendet erste vorsichtig optimistische Signale, da sich der Abschwung im Juli verlangsamte, die Produktion sich fast stabilisierte und die Erwartungen für die zukünftige Produktion den höchsten Stand seit Februar erreichten“, kommentierte S&P Global-Experte Rob Dobson. Die größte Sorge bleibe jedoch der Arbeitsmarkt. Der Arbeitsplatzabbau im Jahr 2025 sei der stärkste sei dem Coronajahr 2020.