Klimakiller schafft gute Atmosphäre
Timing ist manchmal Glückssache. Chinas Premier Li Keqiang hätte seine Europareise nicht besser legen können. Die genau zwischen den Terminen in Berlin und Brüssel erfolgte Absage von US-Präsident Donald Trump an das Pariser Klimaabkommen lässt die Weltöffentlichkeit Zeter und Mordio über eine unverantwortliche Abschottungspolitik der USA schreien und taucht China mit seinem Bekenntnis zum Pakt zugleich in ein mildes, globalisierungsfreundliches Licht. Das verleiht Lis Mission genau jenen harmonischen Anstrich, auf den man in China allergrößten Wert legt. Was die wesentlich strittigeren handelspolitischen Fragen zu Chinas mangelnder Marktöffnung und schleppenden Fortschritten bei Investitionsschutzabkommen angeht, kann man unter diesen atmosphärischen Gegebenheiten nicht wirklich öffentlich ausdiskutieren. Ein paar kritische Bemerkungen von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker ließ Li müheloser denn je abperlen. Die Ozonschicht mag immer dünner werden, aber Chinas Schutzhaut ist durch die Ereignisse der letzten Tage etwas dicker geworden. nh