Noch sind nicht alle Wahlbezirke ausgezählt, doch eins ist klar: Die britische Kommunalwahl ist für den britischen Premierminister Rishi Sunak und die regierenden Konservativen zu einer schmerzhaften Niederlage geworden. Der Verlust von 1.000 Mandaten, vor dem Tory-Chairman Greg Hands im vergangenen Monat auf Grundlage unabhängiger Prognosen warnte, könnte Wirklichkeit werden. Den jüngsten Schätzungen zufolge ist Labour auf dem Weg dazu, stärkste Partei zu werden. Doch zur Mehrheit reicht es wohl nicht. Die Wahl ist ein Stimmungstest für Sunak, der sich den Wählern bislang nicht stellen musste. Die Begleitumstände sind denkbar ungünstig. Die Wirtschaft stagniert. Streiks lähmen das Land. Das öffentliche Gesundheitswesen NHS steht vor dem Zusammenbruch. Das Wahlergebnis sei “ein Weckruf” für die Tories, zitierte die BBC einen Minister, der namentlich nicht genannt werden wollte. Es sei ein Problem der Partei, nicht des Premierministers, zitierte der Sender eine hochrangige Quelle aus den Reihen der Konservativen.

Labour hat sich in Medway, Plymouth und Stoke-on-Trent durchgesetzt. Alle drei standen auf der Prioritätenliste der Opposition weit oben. Man habe es in Medway nicht nur über die Ziellinie geschafft, seine Unterstützer hätten die Tür aus den Angeln gehoben, sagte Parteichef Keir Starmer in Chatham (Medway). Der Wahlkreis in Kent war mehr als 20 Jahre lang in der Hand der Konservativen. “Machen wir uns nichts vor: Wir sind auf dem Weg zu einer Labour-Mehrheit bei den nächsten Unterhauswahlen”, sagte Starmer. Labour habe das Vertrauen der Wähler gewonnen und könne sich nun daran machen, das Land zu ändern. Wie der “Spectator” unter Berufung auf den Wahlforscher Will Jennings von der Universität Southampton berichtet, war der Umschwung Richtung Labour in Wahlkreisen besonders stark, in denen sich 2016 eine große Mehrheit für den britischen EU-Austritt gefunden hatte. In wohlhabenden Gemeinden wie Maidenhead oder Windsor im englischen Südosten übernahmen die Liberaldemokraten die Kontrolle. Auch die Grünen gewannen in erheblichem Umfang Mandate hinzu.