Umfrage deutet auf Optimismus hin

Konjunkturoptimismus kehrt zurück

Börsenprofis haben den US-Zollschock schnell überwunden. Der Sentix-Konjunkturindikator signalisiert im Juni eine Erholung der Euro-Wirtschaft. Vor allem hat die Zuversicht für die deutsche Wirtschaft zugenommen, nicht zuletzt wegen der ersten Akzente der frisch angetretenen Bundesregierung.

Konjunkturoptimismus kehrt zurück

Konjunkturoptimismus kehrt zurück

Erholung in Deutschland schiebt Sentix-Indikator für Euro-Wirtschaft an − Positive Signale für die USA

Börsenprofis haben den US-Zollschock schnell überwunden. Der Sentix-Konjunkturindikator signalisiert im Juni eine Erholung der Euro-Wirtschaft. Vor allem hat die Zuversicht für die deutsche Wirtschaft zugenommen, nicht zuletzt wegen der ersten Akzente der frisch angetretenen Bundesregierung.

ba Frankfurt

Der unerwartet gute Jahresstart der deutschen Wirtschaft vertreibt die Konjunktursorgen der Börsianer, auch mit Blick auf den Euroraum. „Die im April geäußerten Rezessionsbefürchtungen in Folge des US-Zollschocks sind wieder vom Tisch“, kommentiert Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy den Anstieg des Konjunkturindikators für die Euro-Wirtschaft um 8,3 Punkte auf +0,2 Punkte. Dies ist der höchste Stand seit einem Jahr. Die 1.055 monatlich befragten Investoren bewerteten dabei Lage und Aussichten jeweils deutlich besser. „Die Juni-Daten vom Sentix-Konjunkturindex zeigen in Summe einen Aufschwung in der europäischen Wirtschaftsregion an“, betonte Hussy. Global betrachtet sei der negative Impuls nach dem US-Zollschock noch nicht ganz aufgearbeitet, die Weltwirtschaft insgesamt aber „atmet auf“.

Kein Bremsklotz für die europäische Konjunktur mehr

„In den letzten Jahren wirkte die Stagnation der deutschen Wirtschaft immer wieder wie ein Bremsklotz für die europäische Konjunktur.“ Nun profitierten die Sentix-Daten für den Euroraum von der Erholungsbewegung in Deutschland. Ein Aufschwung-Szenario dürfte im Euroraum laut Hussy aber den künftigen Handlungsspielraum für weitere Zinssenkungen der EZB einengen. „Die Zuversicht dafür schwindet im Anlegerkreis.“ EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte bei der Zinssitzung im Juni unerwartet deutlich eine Zinspause angekündigt. Mehrheitlich wird noch eine Zinssenkung, voraussichtlich im September, erwartet.

Höchster Stand seit 2022

Der Gesamtindex für die hiesige Wirtschaft kletterte um 10,1 auf −5,9 Zähler. Das ist der höchste Stand seit März 2022, als der Angriff Russlands auf die Ukraine den Indikator einbrechen ließ. „Das Ergebnis kann zwar nicht wegleugnen, dass es der deutschen Wirtschaft immer noch schlecht geht“, erklärte Hussy zum vierten Anstieg des Lage-Barometers in Folge auf nun −26,8 Punkten. Höher stand der Indikator zuletzt vor einem Jahr. Die Erwartungskomponente stieg um 12 auf +17,5 Punkte und zeigt einen Wirtschaftsaufschwung an. Deutschland profitiere davon, „dass es seitens der EU keine Signale für eine unmittelbar bevorstehende Eskalationsspirale in Sachen Zollstreit gegeben hat“. Die neue Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz setze in der Außen- und Migrationspolitik erste Akzente, die bei Investoren positiv ankämen.

Rückprall steht an

Im zweiten Quartal allerdings dürfte die deutsche Wirtschaft stagnieren, wie die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht schreibt. Im ersten Quartal hatte sich dank der Vorzieheffekte wegen der US-Zollpolitik noch ein Plus von 0,4% zum Vorquartal gegeben. Die negative Wirkung der neuen Handelsbarrieren dürfte bereits im laufenden zweiten Quartal spürbar durchschlagen. Experten erwarten, dass sich dies in der zweiten Jahreshälfte fortsetzt – sogar noch verstärkt um Rückprallwirkungen nach den Vorzieheffekten des ersten Halbjahres. „Hinzu kommt, dass die erhöhte Unsicherheit weltweit die Investitionen dämpft, wovon das deutsche Exportsortiment überproportional betroffen ist“, heißt es bei der Bundesbank.

Bereits im April haben Industrieproduktion und Exporte unerwartet stark nachgegeben. Dass im Mai 0,6% weniger mautpflichtige Lkw auf den deutschen Autobahnen unterwegs waren, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, lässt auf einen weiteren Produktionsrückgang schließen. Denn „wirtschaftliche Aktivität erzeugt und benötigt Verkehrsleistungen“, wie die Wiesbadener Statistiker betonen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Brummi-Dichte um 0,3% gesunken. In der deutschen Industrie ist die Stimmung zuletzt gestiegen, wie die Einkaufsmanagerumfrage und das Ifo-Geschäftsklima zeigt.

Die Indikatoren steigen

Die positiven Signale aus Europa – allen voran aus Deutschland und der Schweiz – sowie aus Asien ex Japan lassen auch die Indikatoren für die globale Konjunktur steigen. Diese finde allerdings noch nicht in den Wachstumsmodus zurück. „Doch das Momentum zeigt klar nach oben und könnte ohne neue Irritationen um Zölle und um globale Konflikte eine Besserung der Weltwirtschaft begründen“, so Hussy. Die US-Wirtschaft schaffe ebenfalls eine Erholungsbewegung, doch bleibe der entstandene Schaden sichtbar und das Abschwung-Szenario sei noch nicht vom Tisch. Auch eine schnelle Unterstützung der Fed bleibe eher unwahrscheinlich. Trump habe „mit seiner erratischen Zollpolitik vor allem die USA selbst beschädigt“.

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