Konjunkturpaket schürt Optimismus
det Washington
Das zweitgrößte Konjunkturpaket in der US-Geschichte, das gestern Abend auch vom Repräsentantenhaus gebilligt wurde, schürt den allgemeinen Optimismus über eine rasche und womöglich kräftiger als erwartet ausfallende Erholung. Einige Analysten halten sogar für möglich, dass die Arbeitslosenquote schon dieses Jahr wieder auf das Vorkrisenniveau fallen wird. Begleitet wird der Aufschwung allerdings von steigenden Inflationserwartungen, die den höchsten Stand seit acht Jahren erreicht haben.
Dass das Repräsentantenhaus das Hilfspaket im Wert von 1,9 Bill. Dollar durchgewunken hat – mit 220 zu 211 Stimmen – galt letztlich als Formalität. Schließlich hatte der Senat aus dem ursprünglichen Entwurf die umstrittene Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns gestrichen, die Einkommensobergrenze für Empfänger von Direktzahlungen gesenkt und andere Abstriche gemacht. Das leicht verwässerte Gesetz wurde folglich im Senat ohne die Zustimmung eines einzigen Republikaners mit hauchdünner Mehrheit verabschiedet. Demokraten begrüßten das Hilfspaket, das nach Darstellung von Präsident Joe Biden „an den wichtigsten Teilen gemessen fast unverändert geblieben ist“. Dazu zählen Direkthilfen von 1400 Dollar pro Person für die meisten Haushalte, Zuschüsse für die einzelnen Staaten, aufgestockte Arbeitslosenhilfe, großzügige Steuernachlässe sowie Gelder für Impfaktionen gegen das Coronavirus und für Schulen. Auch sind Mittel für die Landwirtschaft, Kleinbetriebe und insbesondere das Gastgewerbe vorgesehen. Am Freitag will Biden das Gesetz unterzeichnen und damit in Kraft setzen.
Nachfrageschub steht an
Der wachsende Optimismus, zu dem das Konjunkturpaket beiträgt, schlägt sich unter anderem in den jüngsten Prognosen des Investmentunternehmens Goldman Sachs nieder, dessen Ökonom Joseph Briggs bis Ende des Jahres einen Rückgang der Arbeitslosenquote von derzeit 6,2 auf 4,1% voraussagt. Den zu erwartenden, kräftigen Anstieg der Neueinstellungen begründet Briggs mit „der Öffnung der Wirtschaft und dem stimulierenden Effekt des Konjunkturpakets“. Auch weist er auf private Ersparnisse hin, die sich während der Pandemie aufgestaut haben und nun wieder in den Konsum fließen würden. Zusammengenommen würden diese Faktoren die Nachfrage kräftig ankurbeln. Möglich sei laut Briggs sogar bis zur Jahresmitte ein Rückgang auf das Niveau vor der Krise, als die Erwerbslosenquote auf 3,5% gefallen war.
Das Wachstum und die Erholung am Arbeitsmarkt könnten aber auch Inflationsrisiken bergen. Wie das Arbeitsministerium meldete, stieg der CPI-Verbraucherpreisindex im Februar um 0,4% und im Vorjahresvergleich um 1,7%. Diese Werte entsprachen den Markterwartungen. Im Januar waren Zunahmen um 0,3% und 1,4% gemessen worden. Die Preise wurden erneut von Benzin getrieben, das sich um 0,4% verteuerte und die Hälfte des gesamten Anstiegs ausmachte. Auch zogen die Lebensmittelpreise an. Ohne Berücksichtigung der Lebensmittel- und Energiekomponenten kletterten die an der Kernrate gemessenen Verbraucherpreise um 0,1% und gegenüber Februar 2020 um 1,3%.
Inflationsdruck nimmt zu
Deutlich stärkeren Inflationsdruck signalisiert hingegen der einschlägige Index der Federal Reserve Bank von Atlanta. Befragte Unternehmen der Region prognostizierten Anfang März einen Preisanstieg um 2,4% in den kommenden 12 Monaten, eine Zunahme um 0,2 Prozentpunkte gegenüber Februar. Die jüngsten Zahlen stimmen in etwa mit den Voraussagen des Forschungsinstituts Oxford Economics überein, welches „wegen der Öffnung der Wirtschaft und Engpässen in Lieferketten bis zum Frühjahr einen Anstieg der Kernrate auf 2,5%“ erwartet. Ungeachtet der steigenden Preise hielten zumindest bisher Notenbankchef Jerome Powell und andere Fed Gouverneure an der Überzeugung fest, dass zunehmender Inflationsdruck kein Risiko darstellt.