Konjunkturskepsis bei Finanzmarktexperten steigt
Konjunkturskepsis bei Finanzmarktexperten steigt
Konjunkturskepsis bei Finanzmarktexperten steigt
Geschäftsklima in der Chemie rutscht ab
ba Frankfurt
Finanzmarktexperten blicken im November pessimistischer auf die deutsche Konjunktur. „Nach wie vor warten die Anleger vergebens auf positiven Newsflow für die deutsche Wirtschaft“, schreibt Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy mit Blick auf den Rückgang des Stimmungsbarometers um 2,4 auf –20,4 Punkte. Von der Politik kämen wenig Impulse, die Notenbanken warteten ab. Am Montag sprach sich Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche in einer Grundsatzrede für weitreichende Investitionen aus, um den Standort attraktiver zu machen. Deutschland stecke in einer strukturellen Krise und das für 2026 und 2027 erwartete Wachstum basiere vor allem auf den hohen Schulden, die die Regierung zur Sanierung der Infrastruktur und zur Aufrüstung der Bundeswehr einsetze. Deutschland sei international zurückgefallen. „Eine dauerhafte Rückkehr in die Spitzengruppe allerdings erfordert ein umfassendes Fitnessprogramm – eine Agenda 2030“, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters die CDU-Politikerin.
Auftragsbestand auf 30 Jahres-Tief
Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf hingegen mahnt, dass „die Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung in der aktuellen Konjunkturlage nicht ausreichen, um eine Trendwende einzuleiten“. So hat sich die Stimmung in der energieintensiven deutschen Chemieindustrie im Oktober stark verschlechtert. Das Geschäftsklima rutschte um 7,4 auf minus 19,4 Punkte ab. Die Unternehmen blicken vor allem deutlich pessimistischer in die Zukunft, aber auch die aktuelle Lage wurde merklich schwächer eingeschätzt. Der gestiegene Wettbewerbsdruck aus dem Ausland zwingt laut Ifo viele Betriebe, ihre Preise zu senken, wobei zugleich die Auftragslage sehr schwach bleibe. Der Auftragsbestand wurde so schlecht beurteilt wie seit mehr als drei Jahrzehnten nicht mehr. Die Kapazitätsauslastung sank auf nur 71% – zum Vergleich: Der langfristige Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre liegt bei 81%. „Die Kombination aus mangelnder Wettbewerbsfähigkeit, sinkenden Verkaufspreisen bei gleichzeitig hohen Kosten und schwachen Aufträgen zwingt die Betriebe, Investitionen zu drosseln und Personal weiter abzubauen“, sagt Wolf.
Schwache Werte für Euroraum
Neben der deutschen Konjunktur wird aber auch jene im Euroraum in der Sentix-Umfrage im November pessimistischer bewertet als zuvor. Der Gesamtindex fiel um 2,0 auf –7,4 Punkte. Dabei wurden sowohl doe aktuelle Lage als auch die Aussichten schwächer beurteilt als zuletzt. Die Zukunftsimpulse würden fehlen, zwischenzeitliche Hoffnungsimpulse wie in diesem Frühjahr und Sommer im Eiltempo verpuffen, analysiert Sentix-Chef Hussy. „Folglich scheint der Weg in ins Jahr 2026 vorgezeichnet: Die Wirtschaft in Euroland kommt nicht aus ihrer Dunkelflaute heraus.“ Kaum verändert zeigt sich der Gesamtindex für die USA – der Shutdown dürfte wohl keinen dauerhaften Schaden verursachen, so Hussy. Optimistisch zeigten sich die 1069 befragten Investoren für Japan, Asien ex Japan und die Schweiz.
