Konjunkturtableau

Rosigere Aussichten für die Euro-Wirtschaft

Die Aussichten für die Euro-Wirtschaft hellen sich derzeit auf, wie auch das aktuelle Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung zeigt. Die Wachstumsprognosen für 2023 wurden deutlich erhöht, ein Höhenflug ist allerdings nicht zu erwarten. Entspannung gibt es auch an der Preisfront, allerdings nur allmählich.

Rosigere Aussichten für die Euro-Wirtschaft

Rosigere Aussichten für Euro-Wirtschaft

Teils deutliche Prognoseerhöhungen im Konjunkturtableau – Inflation nähert sich EZB-Ziel langsam an

Die Aussichten für die Euro-Wirtschaft hellen sich derzeit auf, wie auch das aktuelle Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung zeigt. Die Wachstumsprognosen für 2023 wurden deutlich erhöht, ein Höhenflug ist allerdings nicht zu erwarten. Entspannung gibt es auch an der Preisfront.

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Die Ökonomen blicken im Frühling wieder deutlich zuversichtlicher auf die Konjunktur im Euroraum, mit leichten Abstrichen steigt aber auch der Optimismus für die deutsche Wirtschaft. Nachdem der Inflationshöhepunkt überschritten scheint – wenn auch nicht in der Kernrate –, dürften der private Konsum und die Anlageinvestitionen wieder anziehen. Nach der radikalen Abkehr Chinas von der restriktiven Coronapolitik werden auch vom Außenhandel stärker positive Impulse erwartet. Dementsprechend zeigt das aktuelle Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung und des Zen­trums für Europäische Wirtschafts­forschung (ZEW) teils deutliche Prognoseerhöhungen, wie ZEW-Experte Michael Schröder erklärt.

Für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erwarten die Auguren nunmehr ein Plus von 0,8% für das laufende Jahr – im vergangenen Monat lag die Voraussage noch bei 0,2% (siehe Tabelle). Dies sei zwar „nun nicht als besonderer Höhenflug der wirtschaftlichen Entwicklung anzusehen, aber eine Rezession im Eurogebiet erscheint damit immerhin nicht mehr sehr wahrscheinlich“, kommentiert Schröder. Für 2024 lassen die Experten die Prognose unangetastet bei 1,5%. „Damit sollte der Tiefpunkt der konjunkturellen Talfahrt 2023 erreicht sein, gefolgt von einem langsamen Anstieg im nächsten Jahr“, betont Schröder.

Damit gleichen die Daten des Konjunkturtableaus in etwa auch den Erwartungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU-Kommission. In seinem eben vorgelegten World Economic Outlook prognostiziert der IWF für das laufende Jahr ein Wachstum im Euroraum von 0,8%, 2024 sollen es 1,4% werden. Die EU-Kommission wiederum hat laut ihrer Winterprognose ein BIP-Plus von 0,9% und 1,5% auf der Rechnung.

Daten bringen Zuversicht

Auch den in den vergangenen Monaten schwindenden Preisdruck haben die Experten berücksichtigt: Den Anstieg der Verbraucherpreise im laufenden Jahr sehen sie nun bei 5,7%. In der vorherigen Auflage des Konjunkturtableaus waren es noch 6,0%. Zum Vergleich. Aktuell liegt die Inflation bei 8,5%. Mit 2,7% soll die Inflationsrate im nächsten Jahr schon deutlich näher an der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2% liegen.

Die jüngst veröffentlichten harten Daten für Februar und die Stimmungsindikatoren für März lassen darauf schließen, dass die Euro-Wirtschaft im ersten Quartal leicht gewachsen sein dürfte. Während der Bau vom eher milden Wetter profitiert haben dürfte, zeigen sich in der Industrie die wieder besser laufenden Lieferketten. Die Betriebe weiteten die Produktion im Januar um 1,0% und im Februar um 1,5% aus, womit die Gesamtfertigung in den ersten beiden Monaten des Jahres um 1,3% über dem Schnitt des vierten Quartals 2022 lag. Dass über den Winter die befürchtete Gasmangellage ausgeblieben ist und die Energie- ebenso wie die Rohstoffpreise gesunken sind, dürfte sich ebenfalls positiv bemerkbar gemacht haben. Allerdings haben zuletzt die Bankenturbulenzen für Unsicherheit gesorgt, die globale Nachfrage schwächelt, und der rigorose Zinserhöhungszyklus der EZB wird sich erst im weiteren Jahresverlauf in der Breite der Wirtschaft bemerkbar machen. Die Baubranche spürt bereits die anziehenden Finanzierungskonditionen. Positiv werten Ökonomen, dass der Jobmarkt trotz der Konjunkturschwäche robust geblieben ist – für 2023 und 2024 wird eine Arbeitslosenquote von je 6,8% erwartet, nur wenig mehr als die 6,7% des vergangenen Jahres. Unternehmen klagen zunehmend über Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden.

Die Experten zeigen im April aber auch wieder mehr Zuversicht für die deutsche Wirtschaft – im Gegensatz zum Eurogebiet scheint allerdings eine Rezession „noch immer recht wahrscheinlich“, mahnt Schröder. Für das BIP liegt die Erwartung bei +0,1%. Im vergangenen Monat allerdings wurde noch ein Schrumpfen um 0,3% für möglich gehalten. Auch 2024 wird das Wachstum mit 1,3% noch etwas schwächer ausfallen als im Eurogebiet. Die Inflation wird nun im Durchschnitt des laufenden Jahres bei 6,0% gesehen. Das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als im Vormonat. 2024 erwarten die Experten eine Teuerungsrate von 2,8%.