US-Arbeitsmarkt

Kräftiges Stellenwachstum in den USA

Der US-Arbeitsmarkt befindet sich weiter im Aufwind. So entstanden im Dezember im Privatsektor über 800.000 neue Jobs. Experten warnen aber, dass im Januar ein böses Erwachen folgen könnte, wenn die Folgen der Omikron-Variante des Coronavirus zu Buche schlagen.

Kräftiges Stellenwachstum in den USA

det Washington

Der Aufschwung am US-Arbeitsmarkt hat sich im Dezember mit überraschend hohem Tempo fortgesetzt. Darin spiegeln sich aber nur teilweise die Folgen der Omikron-Variante des Coronavirus wider, die erst während der zweiten Monatshälfte voll zu Buche schlugen. Wie der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) berichtete, entstanden im Privatsektor vergangenen Monat 807000 neue Jobs. Eine höhere Zahl hatte ADP zuletzt im Mai vergangenen Jahres gemeldet. Bankvolkswirte hatten für Dezember lediglich mit einer Zunahme um etwa 400000 gerechnet. Nicht berücksichtigt ist in dem ADP-Bericht der Landwirtschaftssektor.

Fast alle Branchen profitierten von dem Boom am Arbeitsmarkt. Angeführt wurde der Aufschwung allerdings von Dienstleistungsunternehmen, bei denen 669000 Stellen Arbeitsplätze entstanden. Dort nutzten insbesondere das Gastgewerbe und die Freizeitindustrie die seinerzeit gelockerten Kontaktbeschränkungen und waren für 246000 der neuen Stellen verantwortlich. Deutliche Zuwächse wurden auch im Handel und in der Transportwirtschaft, bei Fachdienstleistern sowie im Gesundheits- und Bildungswesen erfasst. Das verarbeitende Gewerbe verzeichnete ein Plus von 74000 und erreichte damit den höchsten im abgelaufenen Jahr gemessenen Wert.

Steigende Infektionen

ADP-Chefökonomin Nela Richardson relativierte die Zahlen mit dem Hinweis auf die steigenden Infektionszahlen während der letzten beiden Wochen des Jahres. „Der Arbeitsmarkt hat im Dezember an Schwung gewonnen, weil die Folgen der Delta-Variante des Virus nachließen“ sagte die Volkswirtin. Dennoch seien die Zuwächse deswegen mit Vorsicht zu genießen, „weil die Omikron-Variante noch nicht begonnen hatte, ihre volle Wirkung zu entfalten“. Am Montag hatte die Johns-Hopkins-Universität für die USA mehr als 1 Million Neuinfektionen gemeldet, der höchste Tageswert seit dem Ausbruch der Epidemie. Folglich warnt Michael Pearce, Volkswirt bei Capital Economics, dass „im Januar die Neueinstellungen sogar zurückgehen können“.

Gespannt sind Experten nun, ob der Arbeitsmarktbericht der Regierung, der am Freitag veröffentlicht wird und auch den öffentlichen Sektor berücksichtigt, einen ähnlich starken Aufwärtstrend widerspiegeln wird. Erwartet werden etwa 400000 Neueinstellungen und ein geringfügiger Rückgang der Erwerbslosenquote, die im November bei 4,2% gelegen hatte. Auch hier sind aber deswegen Verzerrungen möglich, weil dem Bericht Zahlen aus der zweiten Woche des Monats zugrunde liegen.

Der Aufschwung bei Dienstleistern spiegelt sich auch im einschlägigen Einkaufsmanagerindex des Forschungsinstituts IHS Markit für Dezember wider. Der PMI Index für die Dienstleistungsbranche gab gegenüber November zwar um 0,4 Zähler nach und lag bei 57,6 Punkten. Getrieben von steigenden Auftragseingängen und einer deutlichen Zunahme der Geschäftsaktivität befindet sich der saisonbereinigte Sammelindex aber weiter auf einem Niveau, das solides Wachstum signalisiert. Auf weiterhin hohe Inflation deutet aber der steile Anstieg der Inputpreise. Bei diesen wurde die deutlichste Zunahme seit über zwölf Jahren gemessen.

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