Kritik im Stabilitätsrat an Klingbeils Fiskalprojektion für Brüssel
Kritik im Stabilitätsrat an Klingbeils Fiskalprojektion für Brüssel
Deutsche Schuldenquote steigt bis 2029 auf über 80 Prozent
Kritik im Stabilitätsrat an Klingbeils Fiskalplan für Brüssel
ahe Berlin
Angesichts der massiven deutschen Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung wird die deutsche Maastricht-Schuldenquote bis 2029 von derzeit 62% auf 80,25% des Bruttoinlandprodukts (BIP) ansteigen. Dies geht aus der gesamtstaatlichen mittelfristigen Fiskalprojektion hervor, die am Dienstag im Stabilitätsrat diskutiert wurde. Der Vorsitzende des Rates, der nordrhein-westfälische Finanzminister Marcus Optendrenk, nannte den erwarteten Anstieg nach der Sitzung „besorgniserregend“. Eine Fortsetzung dieser Entwicklung wäre seinen Worten zufolge „nicht enkelgerecht“ und gefährde die langfristige Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen.
EU-Defizitvorgaben werden 2026 und 2027 nicht eingehalten
Die gesamtstaatliche Defizitquote wird den Angaben zufolge im nächsten Jahr auf 4,75% des BIP ansteigen. Das Bundesfinanzministerium räumte ein, dass Deutschland auch unter Berücksichtigung der nationalen Ausnahmeklausel, die Mehrausgaben im Verteidigungsetat erlaubt, die eigentlich maximal zulässige Defizithöhe von 3% in den Jahren 2026 und 2027 nicht einhalten werde. Der Stabilitätsrat stellte fest, dass der vom Bundesfinanzministerium mit der EU-Kommission vereinbarte Nettoausgabenpfad bis 2029 insgesamt eingehalten werden könnte – aber nur, wenn die extrem großen Haushaltslöcher in den Planungen bei Bund und Ländern bis dahin aufgelöst werden. Am Freitag soll der EU-Finanzministerrat (Ecofin) grünes Licht für den deutschen finanzpolitisch-strukturellen Plan (FSP) geben.
Beirat des Stabilitätsrates kritisiert zu optimistische Planung
Scharfe Kritik an der Fiskalprojektion kam am Dienstag vom Beirat des Stabilitätsrates. Die deutsche Finanzpolitik sei derzeit nicht so angelegt, dass sie mittelfristig mit den EU-Fiskalregeln kompatibel sei, erklärte das unabhängige Gremium. Zudem verdecke die Planung die offenen Handlungsbedarfe in der Haushaltspolitik. Diese seien bereits von den prognostizierten Ausgaben abgezogen, ohne dass konkrete Maßnahmen hinterlegt seien. Nach Ansicht des Beirats ist auch der FSP zu optimistisch angesetzt.
Demnach ist die Entwicklung des Produktionspotenzials zu hoch eingeschätzt. „Es erscheint zweifelhaft, dass die Fiskalprojektion mit der zugrunde liegenden gesamtwirtschaftlichen Projektion hinreichend konsistent ist“, monierte der Beirat, der zugleich darauf verwies, dass die europäische Ausnahmeregel für Verteidigungsausgaben nur bis 2028 laufe – in der deutschen Planung aber auch schon für 2029 angesetzt werde.