Künstliche Intelligenz wirft menschliche Fragen auf
KI wirft menschliche Fragen auf
Beim IT-Summit in Frankfurt diskutieren Experten die Herausforderungen neuer Technologien – Von Fortschritt und Frust
Heute ist es Künstliche Intelligenz, morgen die nächste technologische Innovation. In der Diskussion geht es aktuell nicht mehr darum, ob KI zum Einsatz kommt, sondern wie der Mensch mit ihr interagiert und wie sie kontrolliert wird. Kritik gibt es häufig auch an der Einführung und mangelnder Planung.
knd Frankfurt
Es gab eine Zeit, da war der Taschenrechner eine Innovation. In diesem Fall war allerdings schnell klar, die Nutzer können dem Gerät vertrauen, da kann nichts schiefgehen. Heute geht es um Künstliche Intelligenz (KI), die viel mehr kann als ein Taschenrechner, aber auch viel mehr Fehler produzieren kann. Mit diesem Beispiel erklärt Susanne Ambros vom IT-Unternehmen QualityMinds aus München anschaulich, wo das Problem liegt: „Der KI kann man nicht mehr alles glauben.“ Im Gegensatz zum Taschenrechner gebe es bei der KI schließlich auch Halluzinationen.
Das Problem dabei sei aber auch, „dass wir kritisches Denken gegenüber Computern überhaupt nicht geübt haben. Weil wir immer dachten, die sind unfehlbar.“ Aber gerade KI sei bekanntlich nur so gut, wie die Daten, mit der sie gefüttert werde. Deshalb sei eine der großen Herausforderungen in Zusammenhang mit KI, sie richtig zu bedienen und die Qualität zu prüfen.

QualityMinds ist eins von vielen Unternehmen, das am Donnerstag beim IT-Summit in Frankfurt in den Räumen der KfW teilnimmt. Rund 400 Branchenexperten und Führungskräfte diskutieren hier aktuelle IT-Themen und Herausforderungen. Ambros spricht etwas an, dass auch andere Teilnehmer bewegt: Auch wenn sich alles um KI dreht, sind die herausfordernden Themen in diesem Zusammenhang eher menschlicher Natur.
Fehlende Schulungen
Es ginge nicht mehr darum, eine neue Technologie einzuführen, sagen Branchenexperten – ob generative AI (GenAI) oder andere Neuerungen sei den Mitarbeitern egal – es ginge vielmehr darum, die Leute mitzunehmen. Ob die Mitarbeiter „technikmüde“ seien, fragt Udo Müller, Director Business Development Manager beim IT-Berater Zühlke, in die Runde nach den Erfahrungen der teilnehmenden Unternehmen. Die Antworten zeigen, dass die Motivation vieler Mitarbeiter beim Einsatz neuer Technologie begrenzt ist und durch fehlende Schulungen und Einbindung zudem Frustration entsteht.
Auch deshalb ist es aus Sicht der Experten besonders wichtig, KI speziell für bestimmte Problemlösungen einzusetzen. „Der Standard reicht nicht“, sagt Müller. „ChatGPT einzuführen, ist zu wenig. Es braucht ein konkretes Problem, um damit anzufangen.“ Was aus der Schachtel komme, könne eher 70% der menschlichen Kenntnisse abdecken. Es gehe aber eher darum, möglichst nahe an die 100% zu kommen.
Der Softwareentwickler MaibornWolff aus München kennt das Problem aus Unternehmenssicht: Die Kunden kommen immer noch oft mit recht unspezifischen Wünschen. „Frei nach dem Motto: Alle machen KI, das wollen wir jetzt auch“, fasst es Carina Wagner, die im Business Development tätig ist, zusammen. Es sei allerdings eine Entwicklung erkennbar, dass die Anfragen und Vorstellungen nach und nach konkreter würden. MaibornWolff entwickelt und testet IT-Lösungen. Bei Kunden mit KI-Anfragen macht das Unternehmen zunächst einen Check, ob die Kunden überhaupt schon bereit für KI seien. Es werde geschaut, wie die Daten aufbereitet würden und wo sie liegen. Herrsche hier noch Chaos, müsse man erst mal dort anfangen. Der Fokus liege auch hier wieder auf den Daten.
Auch mit KI abhängig
Beim IT-Summit spielt an einigen Stellen natürlich auch das Thema Hyperscaler und Unabhängigkeit eine Rolle (digitale Souveränität). Schließlich sei Europa nicht nur in Sachen Cloud, sondern auch beim Thema Künstliche Intelligenz abhängig. Alexander Schroff von Publicis Sapient, einem Beratungsunternehmen für Digitale Business Transformation, stellt klar: „Wir werden in Deutschland nicht die neuen Hyperscaler aufbauen.“ Es gehe vielmehr darum, die bestehenden Angebote in das vorhandene regulatorische Korsett einzubauen.
Interview mit Kevin Bauer, Ki-Ökonom an der Goethe Universität Frankfurt.