Labour kämpft mit höherer Neuverschuldung
Labour kämpft mit höherer Neuverschuldung
Schwacher Einzelhandelsumsatz – Scottish Widows investiert anders als von Reeves gewünscht
hip London
Die britische Schatzkanzlerin Rachel Reeves hat ein Problem: Die öffentliche Neuverschuldung war im Mai trotz höherer Steuereinnahmen höher als erwartet. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, lag sie bei 17,7 Mrd. Pfund. Die unabhängigen Haushaltshüter des Office for Budget Responsibility (OBR) hatten lediglich 17,1 Mrd. Pfund angesetzt.
Sie fiel zudem um 700 Mill. Pfund höher aus als im Vorjahresmonat und war damit seit Beginn der Aufzeichnungen 1993 auch noch nie so hoch in einem Mai – außer im Pandemiejahr 2020. Dabei lagen die Steuereinnahmen um 5,3 Mrd. Pfund höher als im Vorjahresmonat. Einer der Haupttreiber war der Inflationsausgleich für Sozialleistungen.
Haushaltshüter optimistisch
Immerhin, das OBR rechnet für die zweite Hälfte des im April kommenden Jahres auflaufenden Fiskaljahres mit einer niedrigeren Neuverschuldung. Seine Volkswirte gehen zum einen von höheren Kapitalertragssteuereinnahmen aus. Zum anderen rechnen sie mit niedrigeren Kosten für den Schuldendienst. Die Bank of England hielt den Leitzins allerdings zuletzt konstant. Zudem werden am Markt bereits höhere Zinsen eingepreist als noch vor ein paar Monaten.
Wie das ONS separat mitteilte, sank der Einzelhandelsumsatz ohne Kraftstoffe im Mai um 2,8%. Ökonomen hatten im Schnitt einen Rückgang von 0,7% auf der Rechnung. Der Volkswirt Daniel Mahoney von Handelsbanken geht davon aus, dass sich der sehr starke Anstieg im April auf die Daten ausgewirkt hat. Der Absatz lag in den drei Monaten per Ende Mai um 0,8% höher als in der drei Monaten per Ende Februar.
Größeres Verbrauchervertrauen
Das Verbrauchervertrauen stieg unterdessen den zweiten Monat in Folge. Der vom Marktforscher GfK erhobene Index legte im Juni um zwei auf minus 18 Punkte zu. Damit bewegt er sich jedoch auch weiterhin unter dem Durchschnitt der Prä-Corona-Jahre 2015 bis 2019, der bei minus 6 gelegen hatte. Mahoney hält den jüngsten Anstieg für fragil, denn er rechnet damit, dass der Konflikt im nahen Osten zu höheren Spritpreise führen wird. Hinzu komme die anhaltende Ungewissheit um die Zollpolitik des US-Präsidenten.
„Bei so viel Volatilität ist jetzt sicher nicht die Zeit, um auf das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels zu hoffen“, sagte Neil Bellamy, Consumer Insights Director bei GfK. Die Erwartungen der Verbraucher an ihre persönliche Situation in den kommenden zwölf Monaten hatten sich nicht verändert.
Pensionsfonds zieht nicht mit
Wachstum wäre der beste Weg, um die Neuverschuldung in den Griff zu bekommen. Reeves will Pensionsfonds dazu bringen, mehr in britische Unternehmen zu investieren, insbesondere in Private Equity und Risikokapital. Doch die Altersvorsorgeanbieter fühlen sich in erster Linie ihren Kunden verpflichtet, nicht den Zielen der gerade amtierenden Regierung. Wie die „Financial Times“ berichtet, plant einer der größten, Scottish Widows, seine Allokation in britische Aktien deutlich zu reduzieren.
Der zur schottischen Lloyds Banking Group gehörende Vermögensverwalter wolle lieber „eine stärker weltweit diversifizierte Herangehensweise“ verfolgen und „Wachstumschancen in leistungsstarken internationalen Märkten“ wahrnehmen, zitiert das Blatt aus einem Dokument.