Lagarde warnt vor „ernster Gefahr“ durch Trumps Attacken auf die Fed
Lagarde warnt vor „ernster Gefahr“ für Weltwirtschaft
Showdown zwischen Cook und Trump nährt Zweifel an Unabhängigkeit der Fed
cru / kjo Frankfurt
EZB-Chefin Christine Lagarde warnt mit deutlichen Worten vor einer Beschneidung der Unabhängigkeit der US-Notenbank durch Präsident Donald Trump. Wenn die amerikanische Geldpolitik nicht mehr unabhängig wäre, könnten die Auswirkungen auf die amerikanische Wirtschaft weltweite Folgen haben, sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Montag dem französischen Sender Radio Classique. Das wäre sehr besorgniserregend. Schritte von Trump, Federal-Reserve-Chef Jerome Powell oder Notenbank-Gouverneurin Lisa Cook abzusetzen, würden eine „sehr ernste Gefahr für die US-Wirtschaft und die Weltwirtschaft“ darstellen.
Trump hat eine beispiellose Einmischung in die Geldpolitik gestartet. Die seit 1951 unabhängig agierende Fed und deren Entscheidungen betreffen Billionen von Vermögenswerten. Er fordert eine Senkung der Zinssätze, die er für viel zu hoch hält. Er hat nicht nur Powell wiederholt beschimpft, sondern auch Gouverneurin Cook entlassen, die sich vor Gericht gegen die Entlassung wehrt. Der Showdown zwischen Trump und Cook geht an diesem Dienstag in die nächste Runde. Der Richter hatte die Anwälte beider Seiten aufgefordert, bis dahin ihre Argumente vorzulegen. Nach einer Anhörung am Freitag hatten Trumps Anwälte gefordert, Cook dürfe nicht an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.
Märkte reagieren bereits
An den Märkten wirkt sich das Gerangel bereits aus. Die jüngste Rally bei Gold und Silber hat sich am Montag fortgesetzt. Die Preise beider Edelmetalle profitierten insbesondere von der Hoffnung auf sinkende Leitzinsen in den USA. So sorgen sich die Anleger um die politische Unabhängigkeit Fed, die nicht nur den Arbeitsmarkt, sondern auch die Folgen der Zollpolitik für die Inflation im Blick behalten muss. Präsident Donald Trump gilt als vehementer Verfechter niedrigerer Zinsen. Das weckt Erinnerungen an den türkischen Präsidenten Erdogan, der zeitweise hohe Zinsen als die „Mutter allen Übels“ ansah und so die Inflation in seinem Land befeuerte.
Moderat fällt die Reaktion an den Staatsanleihemärkten der Eurozone aus. Die Renditen zehnjähriger Anleihen der großen Euroländer wie Deutschland, Frankreich oder Italien bewegten sich in engen Bandbreiten um den Freitagsschluss. Derweil werden die US-Beschäftigungszahlen diese Woche deutliche Hinweise auf die Fed-Entscheidung in der übernächsten Woche geben. „Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte ist noch nicht vollständig eingepreist. Mit dem steigenden politischen Druck könnte sich die US-Renditekurve von beiden Seiten versteilern“, sagte Rainer Guntermann, Zinsstratege bei der Commerzbank, der Börsen-Zeitung.
Ebenso blieben die politischen Entwicklungen in Paris im Fokus. „Bis zur Vertrauensabstimmung am Montag, dürften sich die Marktbewertungen zu französischen Staatsanleihen (OATs) vermutlich nicht stark bewegen, nachdem die Risikoprämie bereits vorige Woche mit der Ankündigung sprunghaft gestiegen ist“, sagt Guntermann. Da es indes wahrscheinlicher sei, dass die größten Parteien der Regierung das Vertrauen nicht aussprechen, sei die jüngste Entspannung bei den Spreads der OATs wohl kurzlebig.