Leichte Erholung im US-Einzelhandel und der Industrie
US-Einzelhandel und Industrie wieder leicht im Aufwind
Umsätze und Produktion legen wieder zu – Yellen warnt vor katastrophalen Folgen eines Staatsbankrotts
det Washington
An der Fertigung in der Industrie und der Konsumfreude der Verbraucher gemessen ist die US-Wirtschaft nach einem schwachen ersten Quartal etwas stärker ins Frühjahr gestartet. Wie das Handelsministerium berichtete, stiegen die saisonbereinigten Einzelhandelsumsätze im April um 0,4%. Erwartet hatten Bankvolkswirte zwar eine Zunahme um 0,8%. Gleichwohl konnten sich Einzelhandelsunternehmen von einem schwachen Vormonat erholen, in dem die Verkaufszahlen um 0,7% zurückgegangen waren.
Getrieben wurde die Verkaufstätigkeit von Autohändlern, dem Onlinehandel, Gemischtwarenläden und Gesundheitsprodukten. Die Ausgaben für Möbel, Heimelektronik und Sportwaren schrumpften hingegen. Obwohl die Verkaufszahlen hinter den Markterwartungen zurückblieben, handelt es sich bei dem Umsatzsprung im April immerhin um den ersten Anstieg seit Januar.
Bantleon-Ökonom Andreas Busch spricht aufgrund der branchenspezifischen Unterschiede von einem „geteilten Bild“. Wird die Kontrollserie zugrunde gelegt, bei der einige schwankungsanfällige Komponenten ausgeklammert werden und die zur Berechnung der Konsumausgaben in der BIP-Statistik verwendet wird, dann stellen die Umsatzzahlen sogar „eine moderat positive Überraschung dar“, so Busch. Dennoch sei damit zu rechnen, dass in den kommenden Monaten aufgrund des geringeren Verbrauchervertrauens und der strikteren Kreditvergabestandards der Banken „der Gegenwind weiter zunehmen wird“.
Verbraucherschulden steigen
Neben den genannten Faktoren lastet auch der hohe Schuldenstand der Haushalte auf den Verbrauchern. Wie die Federal Reserve Bank von New York berichtete, stiegen die Schulden der Konsumenten im ersten Quartal um 0,9% auf 17,05 Bill. Dollar und übertrafen damit den Stand vor Ausbruch der Coronakrise.
Für eine positive Überraschung sorgte die US-Notenbank mit ihrem jüngsten Bericht zur Lage in der US-Industrie. So stieg die Industrieproduktion laut Fed im April um 0,5%. Zuvor war die Fertigung zwei Monate in Folge unverändert geblieben. Getrieben von Autos und Autoteilen kletterte die Produktion im verarbeitenden Gewerbe um 1,0%. Im März war ein Minus von 0,8% gemessen worden. Der Unterindikator für den Bergbau legte um 0,6% zu. Versorgungsunternehmen verzeichneten als Folge der warmen Temperaturen in weiten Teilen der USA einen Rückgang um 3,1%.
Unterdessen hat US-Finanzministerin Janet Yellen ihre bisher deutlichste Warnung über die Folgen eines möglichen Staatsbankrotts ausgesprochen. Eine Pleite „würde die Fundamente aufreißen, auf denen sich unser Finanzsystem gründet“, sagte Yellen. Denkbar seien „Zusammenbrüche in zahlreichen Finanzmärkten“, die weltweite Panik auslösen könnten. Am Dienstagabend trafen sich US-Präsident Joe Biden und der republikanische Oppositionschef Kevin McCarthy zu weiteren Verhandlungen über eine Anhebung der staatlichen Schuldengrenze. Die Republikaner fordern als Gegenleistung für ein höheres Limit Kürzungen bei staatlichen Ausgabenprogrammen.