Der enge Arbeitsmarkt und ein anhaltender Inflationsdruck im Dienstleistungssektor haben die kanadische Notenbank dazu veranlasst, den Leitzins zum zweiten Mal in Folge anzuheben. Dieser steigt um 25 Basispunkte auf 5,0%, wie die Zentralbank am Mittwoch in Ottawa mitteilte. Das ist der höchste Stand seit 22 Jahren. Die meisten Finanzmarktteilnehmer hatten mit dieser Zinserhöhung gerechnet.

Die Inflation in Kanada war im Mai zwar von 4,4% auf 3,4% gesunken, doch die Teuerungsrate wird den jüngsten Prognosen der Notenbank zufolge das Inflationsziel von 2% erst zwei Quartale später erreichen als zuvor vorhergesagt. Die Zentralbank geht in ihrem ebenfalls am Mittwoch veröffentlichten geldpolitischen Bericht davon aus, dass die Teuerung erst Mitte 2025 auf diesen Zielwert sinken wird. Im kommenden Jahr verharrt sie laut der Prognose bei etwa 3%. Die hartnäckige Inflation ist der Grund dafür, dass die Notenbank bereits im Juni ihre Anfang des Jahres eingeleitete Zinspause wieder beendete und einen erneuten Straffungskurs einleitete.

„Angesichts der zunehmenden Anzeichen dafür, dass sich der Nachfrageüberschuss und die Kerninflation als hartnäckiger erweisen als gedacht, und unter Berücksichtigung der geänderten Aussichten für Wirtschaftstätigkeit und Inflation“, habe sich die Notenbank für eine weitere Zinserhöhung entschieden, heißt es in dem Kommuniqué der Zentralbank zum Zinsentscheid. Statt von einer Stagnation der Wirtschaft im zweiten Halbjahr gehen die Währungshüter nun von einem Wachstum von etwa 1% aus.

Eine weitere Zinserhöhung im September ist aufgrund der geänderten Prognosen für Inflation und Konjunktur wahrscheinlicher geworden.