Einkaufsmanagerindizes

Lockerungen heben Stimmung der Dienstleister

Die Lockerungen der Corona-Restriktionen haben den Dienstleistern in den meisten der weltweit größten Volkswirtschaften einen weiteren gewaltigen Schwung gebracht. Die Einkaufsmanagerumfragen belegen zugleich einen weiter hohen Inflationsdruck...

Lockerungen heben Stimmung der Dienstleister

ba Frankfurt

Die Lockerungen der Corona-Restriktionen haben den Dienstleistern in den meisten der weltweit größten Volkswirtschaften einen weiteren gewaltigen Schwung gebracht. Die Einkaufsmanagerumfragen belegen zugleich einen weiter hohen Inflationsdruck sowie für die USA und Großbritannien Personalknappheiten.

Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) legte im Juli unerwartet kräftig um 4,0 auf 64,1 Punkte zu und damit auf den höchsten Stand seit Umfragebeginn im Jahr 1997. Ökonomen hatten einen Wert von 60,5 Zählern vorausgesagt. Das vom Analysehaus IHS Markit erhobene Pendant fiel hingegen um 4,7 auf 59,9 Punkte, liegt damit aber immer noch sehr deutlich im Expansionsbereich: Werte oberhalb der 50er Marke signalisieren Wachstum. Damit hat sich allerdings der Dienstleister und Industrie zusammenfassende Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite von dem im Mai erreichten Rekordhoch weiter entfernt und liegt nun den endgültigen Daten zufolge ebenfalls bei 59,9 Punkten, das sind 3,8 weniger als im Juni. Auch wenn sich die Dynamik im Juli abgeschwächt habe, ist laut Chris Wil­liamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit, für das dritte Quartal dennoch ein robustes Wachstum zu erwarten.

In China, nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft, hat sich das Dienstleisterwachstum ebenfalls beschleunigt. Der entsprechende PMI, der vor allem kleinere Unternehmen in den Küstenregionen erfasst, stieg um 4,6 auf 50,3 Punkte.

Auch im Euroraum „erwacht der Servicesektor zu neuem Leben“, konstatierte Williamson. Mit final 59,8 Punkten nach 58,3 im Juni notiert das Dienstleisterbarometer so hoch wie zuletzt im Juni 2006. Dabei boome nicht nur der Konsumsektor, sondern auch die Unternehmens- und Finanzdienstleister erlebten einen Wachstumsschub, da die Hoffnung auf eine verbreitete Konjunkturerholung wachse, erklärte der Markit-Chefvolkswirt. Die Dienstleister lieferten auch die entscheidenden Wachstumsimpulse, so dass der PMI Composite für den Euroraum von seinem im Vormonat erreichten 15-Jahres-Hoch weitere 0,7 auf 60,2 Punkte zulegte – womit die Erstschätzung um 0,4 Zähler nach unten korrigiert wurde. Die Stimmung in der Indus­trie hat auf hohem Niveau leicht nachgegeben, wie IHS Markit bereits am Montag mitgeteilt hatte. „Neben dem anhaltend starken Wachstum in der Industrie bedeutet die beeindruckende Stärke der Expansion des Dienstleistungssektors im Juli, dass sich das BIP-Wachstum in der Eurozone im dritten Quartal 2021 beschleunigen dürfte“, erwartet Williamson. Im zweiten Quartal war die Euro-Wirtschaft um 2,0% gewachsen, nachdem sie zu Jahresbeginn um 0,3% geschrumpft war (vgl. BZ vom 31. Juli).

In Italien und Spanien, wo keine Erstschätzung vorgenommen wird, zeigte sich laut IHS Markit ebenso wie in den beiden größten Euro-Volkswirtschaften ein zweigeteiltes Bild: So war Deutschland mit neuem Rekordwachstum – der PMI Composite kletterte um 2,3 auf 62,4 Punkte – Spitzenreiter, und in Italien legte die Wirtschaftsleistung so stark zu wie zuletzt vor dreieinhalb Jahren. Frankreich und Spanien hingegen vermeldeten niedrigere Wachstumsraten (siehe Grafik).

In Großbritannien fiel der Stimmungsdämpfer nicht so kräftig aus wie zunächst gemeldet: Der Index der Dienstleister fiel um 2,8 auf 59,6 Punkte. Zuvor hatte IHS Markit einen Wert von 57,8 Punkten ermittelt. Der PMI Composite sank von 62,2 auf 59,2 Punkte und nicht wie zunächst gemeldet 57,8 Zähler.