Kanzlerkandidat der Union

Machtfrage zügig klären

Bei zentralen Entscheidungen ist nicht nur wichtig, wie sie ausfallen, sondern wann sie fallen. CDU und CSU schienen es auf einmal eilig zu haben, die Frage der Kanzlerkandidatur zu klären. Gut so. Denn weitere Warteschleifen bis Pfingsten, dem...

Machtfrage zügig klären

Bei zentralen Entscheidungen ist nicht nur wichtig, wie sie ausfallen, sondern wann sie fallen. CDU und CSU schienen es auf einmal eilig zu haben, die Frage der Kanzlerkandidatur zu klären. Gut so. Denn weitere Warteschleifen bis Pfingsten, dem selbstgesetzten Ultimo, würden den Eindruck vermitteln, die Union sei ratlos, wie es nach der Ära Angela Merkel weitergehen soll. Die SPD hatte schon 2020 über die Kanzlerkandidatur entschieden, die Grünen stehen kurz davor. Wer Führungsstärke beansprucht, sollte nicht hinterherhinken.

Die CDU hat allen Grund, sich hinter Armin Laschet als Kanzlerkandidaten zu sammeln. Alles andere wäre ein Misstrauensvotum gegenüber ihrem Vorsitzenden. Die Partei hat mit Annegret Kramp-Karrenbauer bereits eine hoffnungsvolle Vorsitzende und Merkel-Nachfolgerin verschlissen. Selbst wenn CSU-Chef Markus Söder die besseren Umfragewerte im Vergleich zu Laschet hat: Will die CDU an einem Punkt, an dem die Macht neu verteilt wird, Führungsanspruch zeigen, kann sie sich die Kanzlerkandidatur nicht aus der Hand nehmen lassen. Die Verletzungen aus Bayern während der Flüchtlingskrise sitzen noch tief.

„Ich bin vielleicht nicht der Mann der perfekten Inszenierung, aber ich bin Armin Laschet, und darauf können Sie sich verlassen“, hatte Laschet in der Bewerbung um den CDU-Vorsitz gesagt. Söders Verlässlichkeit steht indessen infrage. Zunächst hatte der Franke signalisiert, er würde sich einem Votum der CDU-Spitze unterwerfen. Nun spielt er auf Zeit und will die K-Frage hinauszögern. Er hofft auf Umfaller, auf eine Gegenbewegung aus Abtrünnigen von der CDU-Spitze. Es mangelt Söder nicht nur an Korpsgeist. Gelingt der Plan, könnte die CDU zerbrechen. Dies wäre fatal für CDU und CSU. Denn die wahre Macht der CSU in Berlin liegt im Verbund mit der Schwesterpartei. Der CSU-Vorsitzende hat eine herausgehobene Stellung. Sie ist stärker als die Rolle anderer Landesvorsitzender der CDU. Nur mit einer starken CDU kann die CSU ihren Einfluss in Berlin wahren.

Ob die Union wieder das Kanzleramt erobert, ist nicht mehr so sicher, wie es vor einigen Monaten noch aussah. Pannen im Corona-Management und der Verlust des Merkel-Bonus lassen die Umfragewerte sinken. Laschet hat noch viel aufzuholen, wenn in fünf Monaten die Bundestagswahl für die Union gelingen soll. Auch dies ist ein Grund, zügig zu starten. Es geht um die Politik nach der Pandemie. Dafür braucht es Führungsperspektive und einen unumstrittenen Kanzlerkandidaten.

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