Maue Autonachfrage nagt an Auftragsbüchern
Maue Autonachfrage
nagt an Auftragsbüchern
Bestand und Reichweite in der Industrie sinken
ba Frankfurt
Die schwächere Nachfrage nach Autos hat das Auftragspolster der deutschen Industrie im Juli ausgedünnt. Schlechte Nachrichten für die gebeutelte Industrie, die im Juli zudem überraschend deutlich weniger Neuaufträge eingesammelt hatte als im Vormonat. Die Bruttowertschöpfung wird weiter auf der Stelle treten. Daran wird sich so schnell nichts ändern, wie auch die neue IW-Herbstprognose zeigt.
Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erwartet nur mehr eine Stagnation für das laufende Jahr nach zuvor +0,2%. Für 2026 werden dann gut 1% Wachstum erreicht, damit aber „keine wirkliche Aufschwungsqualität“, wie es beim IW heißt. „Hohe Energie- und Arbeitskosten, überbordende Regulierung sowie geopolitische Unsicherheiten und protektionistische Tendenzen setzen Deutschland weiterhin unter Druck.“
Flaue Aussichten
Der Außenhandel bleibe im Desorientierungsstress, weil geopolitische De-Normalisierung und konfrontative US-Außenwirtschaftspolitik den Welthandel belasten. Die Exporte dürften sich nach einem Minus von 0,5% in diesem Jahr 2026 nur leicht erholen. Der Konsum, so schreiben die IW-Ökonomen, bleibe trotz normaler Inflation, aber wegen gedämpfter Beschäftigungsperspektiven unter seinem Potenzial. Für 2025 wird ein Plus von 1% avisiert. Die Investitionen verharrten wegen vielfältiger Verunsicherungen im „Vorsichtsmodus“ und auch die Baubranche erhole sich nicht. Damit reiht sich das IW ein in die Riege der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, die in den vergangenen Wochen gleichfalls ihre Prognosen gesenkt hatten.
Laut dem Statistikamt Destatis sank der Auftragsbestand im verarbeitenden Gewerbe um 0,1%. Ursächlich war „fast ausschließlich“ der Rückgang in der Automobilindustrie um 1,9%. Positiv wirkte der Bereich Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (+1,6%).
Lichtblick Vorjahresvergleich
„Bei diesem Auftragsbestand wird sich die Industrie vorerst weiter halten können“, erwartet Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Das klare Plus von 4,3% zum Vorjahr taugt jedenfalls für weitere kleine Lichtblicke bei der Produktion.“ Ob sich daraus jedoch auch eine höhere Kapazitätsauslastung einstellen werde, sei eher fraglich. „Die Innenpolitik und die geopolitische Lage machen diesbezüglich wenig Mut“, warnte Krüger vor den Folgen für die Beschäftigung, die „wohl eher abgebaut oder gehalten statt aufgebaut“ werde.
Die Reichweite indes fiel von 7,9 auf 7,8 Monate. Sie gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten.