Geldpolitik

Mehr Stimmen für weitere kräftige EZB-Zinserhöhung

Angesichts der anhaltend hohen Inflation im Euroraum mehren sich die Stimmen aus dem EZB-Rat für eine kräftige Zinserhöhung von erneut 75 Basispunkten im Oktober. Vereinzelt mahnen Notenbanker aber auch zur Vorsicht. Am heutigen Freitag dürfte für...

Mehr Stimmen für weitere kräftige EZB-Zinserhöhung

ms Frankfurt

Angesichts der anhaltend hohen Inflation im Euroraum mehren sich die Stimmen aus dem EZB-Rat für eine kräftige Zinserhöhung von erneut 75 Basispunkten im Oktober. Vereinzelt mahnen Notenbanker aber auch zur Vorsicht. Am heutigen Freitag dürfte für die Euro-Inflation ein neues Rekordhoch nahe oder bei 10% vermeldet werden.

Nach langem Zögern hatte die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli mit einer Anhebung um 50 Basispunkte die Zinswende eingeleitet und im September mit 75 Punkten nachgelegt – ein Rekordschritt. Die Inflation lag im August bei 9,1%. Zugleich wächst aber die Rezessionsgefahr.

Bereits in den vergangenen Tagen hatten Notenbanker aus verschiedenen geldpolitischen Lagern für eine weitere kräftige Zinserhöhung plädiert (vgl. BZ vom 29. September). Am Donnerstag nun stimmten weitere Notenbanker in den Chor ein. „Meine Wahl wäre 75“, sagte etwa Litauens Zentralbankchef Gediminas Simkus zu Bloomberg TV. „Ich verstehe, dass ein paar Optionen auf dem Tisch liegen, aber 50 ist das Minimum“, fügte er hinzu. Eine Zinsanhebung um 100 Basispunkte – wie unlängst in Schweden – sei aber „definitiv zu viel“, so der Euro-Hüter.

„In der gegenwärtigen Situation können wir weiterhin große Schritte machen, und der nächste Schritt muss groß sein, denn wir sind noch weit von Zinssätzen entfernt, die mit einer Inflation von 2% vereinbar sind“, sagte auch Lettlands Notenbankchef Martins Kazaks. „Ich würde 75 Basispunkte befürworten.“ Sobald die Zinssätze mehr mit dem Inflationsziel in Einklang stünden, könnten künftige Schritte „etwas verhaltener ausfallen“.

Dagegen warnte Portugals Notenbankchef Mario Centeno davor, die Zinsen zu schnell anzuheben, da sonst die Wirtschaft zu sehr belastet werde. Und Spaniens Zentralbank-Gouverneur Pablo Hernández de Cos merkte an, Modelle zeigten, dass die Zinsen in Richtung 2,25% bis 2,5% angehoben werden sollten. Das wäre deutlich niedriger als derzeit am Finanzmarkt eingepreist. Dort werden für das Frühjahr 2023 rund 3,0% erwartet.

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