Merz will in Zollverhandlungen Fokus auf große Branchen
Merz will in Zollverhandlungen Fokus auf große Branchen
Ansatz der EU laut Kanzler zu kompliziert
Reuters/ba Berlin/Frankfurt
Bundeskanzler Friedrich Merz hat der EU-Kommission zu komplizierte Zollverhandlungen mit den USA vorgeworfen. „400, 500, 600 verschiedene Zollkodizes mit den Amerikanern jetzt zu verhandeln, ist der falsche Zeitpunkt, mit dem falschen Thema“, sagte der CDU-Vorsitzende am Montag auf dem Tag der Industrie des Branchenverbands BDI. „Wir brauchen jetzt schnelle gemeinsame Entscheidungen für vier, fünf große Industrien: Automobilindustrie, Chemie, Pharma, Maschinenbau“, fügte der Kanzler hinzu. „Diese Bereiche, die für uns existenziell wichtig sind − Stahl, Aluminium −, da brauchen wir jetzt ein schnelles Agreement mit den Amerikanern.“
Merz gehe davon aus, dass dies auch erreichbar sei. Er werde versuchen, dies zusammen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Brüssel vorzutragen. „Wir werden das diese Woche auf dem EU-Gipfel noch einmal genauso sagen. Es muss jetzt schneller gehen, es muss vor allen Dingen einfacher werden“, mahnte Merz. „Wir wollen nicht das Beste vom Besten, sondern wir wollen das Wichtigste vom Notwendigen.“
Exportrückgang von fast 40%
Eine Ifo-Studie zeigt, dass ein weiteres US-Zollpaket insbesondere die deutsche Industrie treffen würde. Sie würde mittelfristig um 2,8% schrumpfen, falls Trump zum Ende der Zollpause am 9. Juli die angekündigten reziproken Zölle sowie Zölle von 50% auf EU-Importe und weitere produktspezifische Zölle verhängt. Den Berechnungen zufolge würden die deutschen Exporte in die USA entsprechend um 38,5% sinken, die nach China um 4,7%. Besonders getroffen würde die Auto- und Pharmaindustrie mit Wertschöpfungsverlusten von bis zu 6% bzw. bis zu 9%. Die Wertschöpfung bei den Dienstleistern und in der Landwirtschaft würde hingegen um je 0,4% durch die US-Zölle wachsen. „Sollte Trump seine Zoll-Ankündigungen tatsächlich umsetzen, wären die direkten Auswirkungen für die deutschen US-Exporte erheblich. Positive Effekte einer Handelsumlenkung in andere Märkte können die Verluste jedoch teilweise abfedern“, sagt Ifo-Experte Andreas Baur. Etwaige Vergeltungszölle hat das Ifo nicht berücksichtigt.