Kabinettsbeschluss

Mindestlohn steigt so stark wie noch nie

Der gesetzliche Mindestlohn steigt bis 2027 in zwei Schritten um 14% auf dann 14,60 Euro je Stunde. Es ist die größte Erhöhung seit der Einführung des Mindestlohns vor zehn Jahren.

Mindestlohn steigt so stark wie noch nie

Gesetzlicher Mindestlohn steigt so stark wie noch nie

Kabinett beschließt zweistufige Erhöhung auf 14,60 Euro

ahe Berlin

Die Bundesregierung ist den Empfehlungen der Mindestlohnkommission aus dem Juni wie erwartet gefolgt und hat sich auf eine zweistufige Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 14,60 Euro pro Stunde verständigt. Das Kabinett beschloss eine Erhöhung zum Januar 2026 von derzeit 12,82 Euro auf 13,90 Euro. Zu Jahresbeginn 2027 folgt dann ein Aufschlag um weitere 70 Cent. Die Anhebung um insgesamt fast 14% ist die größte seit der Einführung des Mindestlohns vor zehn Jahren von damals 8,50 Euro pro Stunde.

Zusätzliche Milliarden-Kosten für Unternehmen

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) bezeichnete den Schritt, von dem nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes bis zu 6,6 Millionen Menschen profitieren könnten, als eine „Erfolgsgeschichte für Millionen hart arbeitende Menschen“. Das sei ein wichtiger Schritt für mehr Gerechtigkeit und Anerkennung derer, die das Land Tag für Tag am Laufen hielten, betonte die Co-Vorsitzende der SPD. Eine weitere Zustimmung durch Bundestag oder Bundesrat zu der Erhöhung ist nicht nötig.

Bas zeigte sich überzeugt, dass die schrittweise Anhebung die betroffenen Unternehmen dazu in die Lage versetzt, die steigenden Kosten „verantwortungsvoll“ über zwei Jahre zu verteilen. Die Bundesregierung schätzt, dass die Arbeitgeber durch die neue Mindestlohnhöhe im nächsten Jahr um rund 2,2 Mrd. Euro und 2027 dann sogar um gut 3,4 Mrd. Euro zusätzlich belastet werden.

Im EU-Vergleich Deutschland aktuell auf Platz vier

Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD kurzfristig sogar 15,00 Euro für erreichbar gehalten, was eine Debatte um die Rolle der Mindestlohnkommission ausgelöst hatte. Der arbeitsmarkt- und sozialpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Marc Biadacz, betonte am Mittwoch, die Sozialpartner hätten bewiesen, dass sie auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten verantwortungsbewusst handelten. „Wir brauchen auch künftig keinen politischen Mindestlohn.“

Im EU-Vergleich liegt Deutschland mit seinem aktuellen Mindestlohn an vierter Stelle. Höhere Niveaus gibt es in Luxemburg (15,25 Euro), den Niederlanden (14,06 Euro) und Irland (13,50 Euro). Am Ende der Liste steht Bulgarien (3,32 Euro).