Bündnis Italien-Deutschland

Minister Urso und Reiche fürchten Ende europäischer Industrie

Deutschland und Italien wollen das bisher für 2035 geplante Ende des Verbrennermotors verhindern. Sie suchen Verbündete in Europa.

Minister Urso und Reiche fürchten Ende europäischer Industrie

Rom und Berlin gegen das Verbrenner-Aus 2035

Italien und Deutschland wollen EU-Umweltregeln lockern

bl Rom

Deutschland und Italien wollen gemeinsam das für 2035 geplante Aus des Verbrennermotors in Europa verhindern. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche und der italienische Industrieminister Adolfo Urso haben in Rom eine entsprechende Erklärung unterzeichnet. Sie suchen nun in Europa Verbündete. Am 16. Dezember 2025 will die EU-Kommission ihr überarbeitetes CO₂-Regelwerk für die Autoindustrie vorstellen, inklusive neuer Flottenziele und Fördermaßnahmen.

„Das angestrebte 100%-Ziel für Elektro-Auto-Zulassungen 2035 ist nicht in realistischer Nähe“, sagte Reiche. Rom und Berlin plädieren für längere Übergangszeiten, mehr Flexibilität und Technologieoffenheit bei der Reduzierung der CO2-Emissionen nicht nur für Pkw sondern auch für Nutzfahrzeuge und Unternehmensflotten. Dabei nennen sie als alternative Methoden insbesondere Plug-In-Hybride und „hoch effiziente Verbrennermotoren“, die mit Bio- oder synthetischen Kraftstoffen betrieben werden. Der Verkaufsanteil der Elektroautos liegt in Europa bei derzeit etwa 15% und in Italien bei 5%.

Die beiden Minister treten für vereinfachte und weniger strenge Regelungen auch für andere Industriebranchen wie die Stahl- oder Chemie-Industrie ein. Es sei „Zeit für eine radikale Kehrtwende“, sagte Urso. Andernfalls sei die europäische Industrie nicht mehr wettbewerbsfähig.

Trendwende der Bundesregierung

Während Italien schon seit Jahren für Lockerungen eintritt, vertrat Deutschland unter der Ampel-Regierung entgegengesetzte Positionen – auch weil China für viele deutsche Hersteller lange der wichtigste Automarkt war. Erst ein Brief von Bundeskanzler Friedrich Merz an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen leitete vor wenigen Wochen die Trendwende ein. Reiche will im Schulterschluss mit Rom eine industriefreundlichere Politik durchsetzen.

Laut Urso unterstützen viele Länder die Positionen Italiens und Deutschlands. Er nannte aber keine Namen. Insbesondere Frankreich, Spanien, die Niederlande, Schweden und Dänemark sprechen sich bisher aber gegen eine Verschiebung des Verbrennerverbots aus.

Italiens Autoproduktion ist in diesem Jahr auf einem 70-Jahre-Tiefststand angekommen. Und auch in Deutschland sind in den letzten Monaten viele tausend Arbeitsplätze abgebaut worden. Gleichzeitig drängen chinesische Autobauer mit sehr günstigen Elektroautos auf den europäischen Markt.