NOTIERT IN NEW YORK

Mit dem Helikopter in die Hamptons

Auch im Nordosten der USA hat mittlerweile der Sommer begonnen, und die New Yorker suchen am Wochenende Abwechslung zur schwülen Hitze in der Stadt. Die exklusive Sommerfrische vor den Toren der Metropole, die für die Hamburger die Ferieninsel Sylt...

Mit dem Helikopter in die Hamptons

Auch im Nordosten der USA hat mittlerweile der Sommer begonnen, und die New Yorker suchen am Wochenende Abwechslung zur schwülen Hitze in der Stadt. Die exklusive Sommerfrische vor den Toren der Metropole, die für die Hamburger die Ferieninsel Sylt zu bieten hat, in der Umgebung von München der Tegernsee oder Kitzbühel und für viele Frankfurter der Taunus, die findet man hier in den Hamptons, einem schmalen Streifen nobler Ferienorte im Nordosten von Long Island, knapp 200 Kilometer von Manhattan entfernt. Es locken kilometerlange Sandstrände und zahlreiche, oft ausgezeichnete Lokale. Hinter den Dünen steht eine Villa neben der anderen, wobei die teuersten Wochenendhäuschen hier auch schon einmal 60 Mill. Dollar erzielen. Das Dörfchen Sagaponack, ein Teil von Southampton, schaffte es mit einem Median von 8,5 Mill. Dollar im vergangenen Jahr zum wiederholten Mal auf Platz 1 der Postleitregionen mit den höchsten Immobilienpreisen im ganzen Land. Das Ambiente ist gediegen, bis in das etwas rauere Fischerdorf Montauk mit dem angesagten Surferstrand “Ditch Plains” am Nordende der Insel ist es aber nicht weit. Hier kann der Investmentbanker aus New York nach kalifornischem Vorbild am Wochenende unter seinesgleichen lässig auf den Wellen reiten, ohne sich auf unbekanntes Großterrain begeben zu müssen. *Das besonders Schöne an den Hamptons: Mit dem Helikopter aus New York ist man in einer halben Stunde da. Dank Ride-Sharing-Angeboten nach dem Vorbild von Uber, die neben Fahrten mit dem Auto ebenfalls längst Helikopterflüge, Charter-Maschinen und Bootsüberfahrten mit im Programm hat, liegen die Kosten mittlerweile bei erschwinglichen 500 Dollar pro Hubschraubersitz. Immer mehr Gäste machen von diesem Angebot Gebrauch, statt sich stundenlang über den Long Island Expressway und den Sunrise Highway aus der Stadt in die Hamptons zu quälen oder mit der Long Island Rail Road in etwas mehr als drei Stunden ab Penn Station bis nach Montauk zu rollen. Bereits im Jahre 2014 wurden allein am East Hampton Airport nach Angaben der Kommune mit insgesamt 8 400 rund 47 % mehr Starts und Landungen von Helikoptern als noch im Jahr zuvor registriert. Die Starts und Landungen von Privatjets, die den seit 1930 bestehenden Flughafen über das Jahr ansteuern, ist mittlerweile auf 25 000 gestiegen. Hinzu kommen Hubschrauber und Flugzeuge, die den Heliport in Southampton, einen vom Bezirk Suffolk County betriebenen Flughafen in Westhampton Beach, und eine privat betriebene Landepiste in Montauk anfliegen. Im vergangenen Jahr wurden in Verbindung mit Fluglärm allein in East Hampton 26 000 Beschwerden von Anwohnern registriert. Im Jahr zuvor waren es nach Angaben der Stadt noch 24 000. Insgesamt leben in den Hamptons während des ganzen Jahres etwas mehr als 20 000 Einwohner, wobei sich die Zahl während der Sommermonate schlagartig vervierfacht. *Statt “Ja zu FRA” heißt es in den Hamptons immer öfter “Say No to KHTO”, wie der Flughafen East Hampton von der Federal Aviation Administration geführt wird. Derzeit sind der Stadt wegen eines andauernden Rechtsstreits allerdings die Hände gebunden. Nachdem East Hampton vor einigen Jahren Beschränkungen für Flüge in den frühen Morgenstunden und in der Nacht eingeführt hatte, klagten die Betreiber von Charter-Maschinen nach Long Island vor zwei Jahren gegen die Stadt und setzten sich vor einem Berufungsgericht durch. Mittlerweile ist die Frage, ob die Kommune im Rahmen des im Jahre 1990 im US-Kongress verabschiedeten Gesetzes zur Regulierung des Luftraumes für den städtischen Flughafen eigene Begrenzungen durchsetzen kann, am Supreme Court anhängig. Eine Schließung des Airports, wie sie manche Anwohner fordern, dürfte für die Stadt schon deshalb nicht in Frage kommen, weil der Airport rund 5 Mill. Dollar pro Jahr zum städtischen Budget beiträgt. “Ich liebe den Flughafen, ich hasse den Lärm”, sagt Larry Cantell, Supervisor der Stadt East Hampton. Und der Sommer hat gerade erst begonnen.