Creditreform-Umfrage

Mittelstand zeigt sich skeptisch

Der deutsche Mittelstand steht unter Druck: Hohe Energiepreise und steigende Lohnkosten belasten die Betriebe. Hoffnung ruht auf steigenden Staatsausgaben. Die KI-Nutzung ist ausbaufähig, wie das Sonderthema der Creditreform-Herbstumfrage zeigt.

Mittelstand zeigt sich skeptisch

Mittelstand zeigt sich skeptisch

Creditreform: Konjunkturimpulse fehlen – Personalabbau setzt sich fort – KI-Nutzung schwach

ba Frankfurt

Der deutsche Mittelstand steckt in der Krise, auch wenn die Geschäftserwartungen in der Herbstumfrage der Auskunftei Creditreform etwas besser bewertet werden. „Schwache Industrieproduktion, verhaltene Konsumstimmung sowie hohe Energiepreise und steigende Lohnkosten setzen die Betriebe stark unter Druck“, heißt es zum Ergebnis der Umfrage unter gut 1.200 Betrieben. Die aktuelle Lage wurde weiter negativ eingeschätzt. „Nach mehr als zwei Jahren Rezession fehlt noch immer ein echter Konjunkturimpuls“, erklärt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Erst im kommenden Jahr könnte die Wirtschaft wieder wachsen – „getrieben vor allem durch steigende Staatsausgaben“. Damit Unternehmen wieder mehr investierten, seien aber strukturelle Verbesserungen wie wettbewerbsfähige Energiepreise und Bürokratieabbau notwendig.

Investitionen trotz Anstieg unterdurchschnittlich

Die Investitionsneigung hat sich zwar leicht erholt. Nach 40,4% im Vorjahr planen nun 43,5% der Unternehmen Investitionen. Das ist aber immer noch weniger als im langjährigen Durchschnitt. Dabei dominieren Ersatzinvestitionen, während Kapazitätserweiterungen der Umfrage zufolge eine untergeordnete Rolle spielen.

Als möglichen Lichtblick benennt Hantzsch den privaten Konsum – vorausgesetzt, die Arbeitsmarktlage verschlechtere sich nicht weiter. Allerdings ergab die Umfrage, dass Arbeitslosigkeit wieder ein Thema wird: 17,6% der Betriebe haben 2025 Personal abgebaut, nur 15,3% haben zusätzliche Stellen geschaffen. „Zu Beginn der Rezession versuchten viele Betriebe, ihre Arbeitskräfte zu halten. Inzwischen kommt es zunehmend zu Entlassungen.“

Schlechtere Eigenkapitalbasis

Nachdem die Erträge vieler Unternehmen erneut zurückgingen, verschlechterte sich auch die Eigenkapitalsituation. Vor allem in der Bauwirtschaft, im Handel und der Industrie stieg der Anteil eigenkapitalschwacher Betriebe mit einer Eigenkapital-Quote von unter 10%. Insgesamt verfügten nur noch 33,1% der Firmen über eine Eigenkapitalquote von über 30% und damit über ausreichende Stabilität. Im Vorjahr waren es noch 35,4%. „Sollte die Eigenkapitallücke weiter wachsen, steigt auch das Insolvenzrisiko weiter“, mahnt Hantzsch.

KI-Nutzung ausbaufähig

„Das Thema KI ist zwar in aller Munde, aber nicht im Betrieb“, erklärt Hantzsch mit Blick auf die 55,4%, die bislang keine KI-Anwendung nutzen. „Aktuell konzentriert sich der Einsatz von KI auf Kundenservice, Marketing und Vertrieb – etwa über Chatbots oder Zielgruppenanalysen.“ In Produktion und Logistik spiele KI dagegen noch kaum eine Rolle. Als wichtigste Hürden gelten Zeit- und Ressourcenmangel, fehlendes Know-how und Datenschutzbedenken. Finanzielle Gründe sind Hantzsch zufolge weniger entscheidend. Die Anwendung von KI im Kampf gegen den Fachkräftemangel sehen die Mittelständler eher skeptisch.

Als besonders KI-Affin zeigt sich derzeit das Dienstleistungsgewerbe – die Nutzung liegt hier bei 33,5%. Im Baugewerbe (19,4%) hingegen wird sie kaum eingesetzt. Im Handel (19,9%) und im verarbeitenden Gewerbe (20,1%) gibt es laut Creditreform häufig Planungen, sodass die Verbreitung hier zunehmen dürfte.