Monopolkommission fordert Reform der Netzentgelte
Monopolkommission fordert Reform der Netzentgelte
Stromnetzzugang sorgt für Unmut
Verbändeappell an Bundesregierung – Monopolkommission fordert Reform der Netzentgelte
ahe Berlin
Ein Bündnis von 13 Verbänden hat die Bundesregierung und die Stromnetzbetreiber aufgefordert, einen flächendeckenden und verlässlichen Netzzugang zu ermöglichen. Dieser sei entscheidend für die Elektrifizierung der Industrie, die Digitalisierung und die Energiewende in allen anderen Sektoren, hieß es in einem am Dienstag veröffentlichten Appell, dem sich neben zahlreichen Energieverbänden auch die Familienunternehmer, Verbraucherschützer, der Handelsverband HDE, der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) sowie der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) angeschlossen haben.
Das Bündnis bezeichnete Stromnetzanschlüsse als systemrelevant. „Jeder nicht realisierte Netzanschluss bedeutet einen verlorenen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands“, hieß es. Zu den Forderungen der Verbände gehört ein Ausbau der Anschlusskapazitäten, die Einführung digitaler Prozesse und ein Reservierungsverfahren mit verbindlichen Fristen für die Erbringung von Meilensteinen. Ein Netzanschluss sei nur sinnvoll, wenn die dahinterliegende Infrastruktur leistungsfähig genug sei. Industrie, Gewerbe und die privaten Haushalte seien bereit zu investieren. Bund, Länder und die Bundesnetzagentur müssten aber verlässliche Rahmenbedingungen schaffen und Genehmigungsverfahren beschleunigen.
„Happy Hour“ für Strom schaffen
Die Monopolkommission plädierte unterdessen für „dynamische Netzentgelte“ und ebenfalls für eine konsequente Digitalisierung der Stromnetze. Durch Preissignale könnten dann Erzeugung und Verbrauch von Strom besser gelenkt und zeitliche und regionale Engpässe besser ausgeglichen werden, sagte der Kommissionsvorsitzende Tomaso Duso bei der Vorstellung eines neuen „Sektorgutachtens Energie“ in Berlin. Man könne so auch „eine Happy Hour für den Stromverbrauch schaffen“.
Momentan belohnt das System nach Einschätzung der Monopolkommission ein Verhalten der Stromverbraucher, das die Netze an ihre Grenzen bringt. Da es derzeit kaum Anreize durch die Netzentgelte gebe, würden in Folge in einzelnen Situationen beispielsweise teure Gas- und Kohlekraftwerke in Süddeutschland hochgefahren und gleichzeitig günstige Erzeugung aus Wind- oder Solar-Anlagen im Norden gedrosselt.
Was wird aus dem Gasnetz?
Die Monopolkommission verwies in ihrem Sektorgutachten auch auf den Strukturwandel, der beim Gasnetz ansteht. Von den heute 600.000 Kilometern Gaspipelines in Deutschland würden spätestens 2045 rund 95% nicht mehr benötigt, so Tomaso Duso. Lediglich ein kleiner Teil der Leitungen könnte Teil des künftigen Wasserstoffnetzes werden.
Ohne ein frühzeitiges politisches Handeln drohten hohe Netzkosten für die immer weniger werdenden Gaskunden. Die Monopolkommission sprach sich daher für gezielte Stilllegungen von Gasnetzen aus und verbindliche Stilllegungspläne der Netzbetreiber. Dieser Prozess sollte dann auch von einer Behörde wie der Bundesnetzagentur gesteuert und überwacht werden.
