Schock für Italien: Völlig überraschend hat die Ratingagentur Moody’s Rom mit einer Herabstufung der Staatsanleihen des Landes auf Ramschniveau gedroht, sollte die neue Regierung die im Rahmen des europäischen Aufbauprogramms vorgesehenen Reformen nicht umsetzen und die Wachstumsperspektiven damit sinken. Das Urteil ist ungewöhnlich hart und wird als Warnung an die neue Rechtsregierung verstanden. Am 21. Oktober wird sich S&P Global Ratings zu Italien äußern.

Italien ist mit mehr als 190 Mrd. Euro der weitaus größte Nutznießer des Programms. Der noch amtierende Ministerpräsident Mario Draghi hat das damit verbundenen Reformprogramm bisher weitgehend umgesetzt. Dabei hat Draghi allerdings auch schon Kompromisse und Abstriche gemacht.

Die wahrscheinliche künftige Premierministerin Giorgia Meloni hat im Wahlkampf von notwendigen Anpassungen im Programm und möglichen Neuverhandlungen darüber gesprochen. Moody’s erwartet für einen solchen Fall Verzögerungen bei der Umsetzung und spricht davon, das derzeitige Rating von „Baa3“ mit negativem Ausblick in diesem Fall „wahrscheinlich“ um eine Stufe auf Ramschanleihenniveau zu senken.

Das wäre für das mit 150% des Bruttoinlandsprodukts verschuldete Land fatal, weil damit in hohem Maß Vertrauen verloren ginge und viele Investoren keine italienischen Bonds mehr erwerben dürften. Auch die italienischen Banken, die 415 Mrd. Euro an Staatstiteln des Landes halten, gerieten dann in erhebliche Schwierigkeiten. Die Zinsen für den Staat und Unternehmen würden deutlich steigen. Der zunächst positiv tendierende Aktienmarkt in Mailand drehte ins Minus, der Risikoaufschlag (Spread) zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen stieg um 5% auf 243 Basispunkte.