Fehlendes Investorenvertrauen

Morgan Stanley schaut skeptisch auf den Standort

Die Euro-Konjunktur zeigt sich im zweiten Halbjahr eher verhalten – Jens Eisenschmidt, Europa-Chefvolkswirt bei Morgan Stanley, hebt aber die Performance von Irland und Spanien hervor. Im Interview der Börsen-Zeitung geht es zudem um die Standort- und Klimapolitik.

Morgan Stanley schaut skeptisch auf den Standort

Morgan Stanley skeptisch für Standort

Europa-Chefvolkswirt: Unternehmen fehlen Vertrauen und Investitionsbereitschaft

ba Frankfurt

Der Europa-Chefvolkswirt von Morgan Stanley macht fehlendes Vertrauen in den Standort Deutschland mitverantwortlich für das ausbleibende Wirtschaftswachstum hierzulande in den vergangenen Jahren. „In Deutschland tätigen Unternehmen nur Ersatzinvestitionen“, sagt Jens Eisenschmidt im Interview der Börsen-Zeitung. „Es gibt keinerlei Fantasie in den Standort“, führt er aus. Jeder Investor brauche das Vertrauen, dass er auf Dauer eine entsprechende Rendite für seinen Kapitaleinsatz erhält. Dies sei in Deutschland angesichts struktureller Probleme nicht mehr ausreichend gegeben.

Auch den Verbrauchern fehlt es an Vertrauen. Das GfK-Konsumklima gibt wegen des kräftigen Rückgangs der Einkommenserwartungen infolge der zunehmenden Jobsorgen nach. Dies belegt auch der – wenn auch nur geringe – Rückgang des IAB-Arbeitsmarktbarometers. Die GfK-Umfrage zeigt zudem, dass die Verbraucher zwar wieder etwas mehr Geld ausgeben, aber zugleich weiter so einiges auf die hohe Kante legen.

Im internationalen Vergleich wird hierzulande überdurchschnittlich viel gespart. Für eine deutliche Konsumbelebung müsste nun die Sparquote abschmelzen, erklärt Eisenschmidt. Damit sei allerdings „wegen der Unsicherheit durch die geopolitische Situation, der US-Zölle und der Sorge vor dem Jobverlust“ nicht zu rechnen.

Nicht nur in Deutschland, sondern auch im gesamten Euroraum dümpelt die Konjunktur vor sich hin. Im dritten Quartal dürfte ein Wachstum von 0,1% herauskommen, das vierte Quartal ebenfalls nur verhalten laufen. Für Eisenschmidt stechen derzeit zwei Länder hervor: Irland und Spanien. Denn im ersten Quartal, das von Vorzieheffekten in Erwartung höherer US-Zölle geprägt war, war das Wachstum hauptsächlich durch Irland getrieben. „Das heißt, wir müssen wieder sehr stark nach Irland schauen“, wenn Eurostat am Donnerstag über die Entwicklung im Herbst berichtet. Spanien wiederum trumpft derzeit mit hohem Wachstum auf, das nur in zweiter Linie am Tourismus liegt.


Zum Interview im Wortlaut

Im Blickfeld Seite 4
Artikel Seite 7
Im Interview Seite 8