Internationaler Währungsfonds

IWF sorgt sich um Weltwirtschaft

In der nächsten Woche geht es bei der Frühjahrstagung des IWF um die Lage der Weltwirtschaft und des globalen Finanzsystems zu sprechen. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa setzt vor der Tagung einen eher düsteren Ton.

IWF sorgt sich um Weltwirtschaft

IWF sorgt sich um Weltwirtschaft

Fonds mit pessimistischen Wachstumsprognosen – Inflation bleibt vorerst Priorität – Frühjahrstagung nächste Woche

In der nächsten Woche kommen die Finanzminister und Notenbankchefs der 190 IWF-Mitgliedsländer bei der Frühjahrstagung des Fonds zusammen, um über die Lage der Weltwirtschaft und des globalen Finanzsystems zu sprechen. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa setzt vor der Tagung einen eher düsteren Ton.

ms Frankfurt

Das Wachstum bleibt im historischen Vergleich schwach – sowohl kurz- als auch mittelfristig.

Kristalina Georgiewa

Der Internationale Währungsfonds (IWF) blickt mit großer Sorge auf die kurz- und mittelfristigen Aussichten für die Weltwirtschaft. Im laufenden Jahr werde weiterhin ein Wachstum von etwas weniger als 3% erwartet und auch auf Sicht der nächsten fünf Jahren werde das Plus wohl nur bei rund 3% liegen, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Donnerstag. Das sei die schwächste mittelfristige Prognose seit 1990 und sie liege deutlich unterhalb des Durchschnitts von 3,8% in den vergangenen beiden Jahrzehnten, so Georgiewa in ihrer traditionellen Curtain-Raiser-Speech vor der IFW-Frühjahrstagung kommende Woche in Washington. Entsprechend appellierte sie eindringlich an die politischen Entscheider, jetzt entschlossene Maßnahmen für mehr Wachstum zu ergreifen.

Mit ihrer Rede setzt Georgiewa vor der Tagung einen eher düsteren Ton. In der nächsten Woche kommen die Finanzminister und Notenbankchefs der 190 IWF-Mitgliedsländer zusammen, um über die Lage der Weltwirtschaft und des globalen Finanzsystems zu sprechen. Einerseits hat sich die verbreitete Befürchtung einer schweren Rezession infolge des Ukraine-Kriegs nicht bewahrheitet und zuletzt hat vereinzelt die Hoffnung auf eine Erholung zugenommen. Andererseits bleibt die Lage schwierig, vor allem wegen der hohen Inflation und der Zinswende der Notenbanken weltweit. Zudem haben die jüngsten Bankenturbulenzen in den USA und der Schweiz Sorgen vor einer neuen Finanzkrise mit schweren wirtschaftlichen Folgen geschürt.

„Das Wachstum bleibt im historischen Vergleich schwach – sowohl kurz- als auch mittelfristig“, sagte Georgiewa nun. Trotz der überraschend robusten Arbeitsmärkte, des unerwartet stabilen Konsums und der Hoffnung durch die Wiedereröffnung Chinas nach der Null-Covid-Politik gehe der Fonds für 2023 von einem Wachstum von weniger als 3% aus. Im Januar hatte der IWF seine Prognose auf 2,9% angehoben. „Eine robuste Erholung ist nach wie vor schwer vorstellbar“, so Georgiewa. Aber auch die mittelfristigen Aussichten schätzt der Fonds skeptisch ein, wie die Fünf-Jahres-Prognose von rund 3% zeigt.

Drei Prioritäten für die Politik

Georgiewa nannte nun drei Prioritäten für die Entscheider – drei „Berge“, die es zu erklimmen gelte. Die erste, primär kurzfristige Priorität müsse sein, die weiter hohe Inflation zu bekämpfen und zugleich die Finanzstabilität zu sichern. „Ohne Preisstabilität kann es kein robustes Wachstum geben – und ohne finanzielle Stabilität auch nicht“, sagte Georgiewa. Die Zentralbanken sollten deshalb mit ihrer Zinspolitik weiter gegen die Teuerung kämpfen, während sie parallel für ausreichend Liquidität sorgen. Das gelte zumindest solange der Finanzstress begrenzt sei. Sollte der Stress zunehmen, stünden die Notenbanker „vor einer noch komplizierteren Aufgabe, mit schwierigen Kompromissen zwischen ihren Zielen bei der Inflation und der Finanzstabilität sowie dem Einsatz ihrer jeweiligen Instrumente“, so Georgiewa. An die Fiskalpolitik appellierte sie erneut, durch einen Abbau der Defizite im Inflationskampf zu helfen. Ähnlich hatte sich der Fonds bereits diese Woche in einer Analyse geäußert (vgl. BZ vom 4. April). Indirekt stellt sich der IWF damit auch gegen erste Forderungen nach neuen Konjunkturpaketen wegen der schwächelnden Wirtschaft.

Als zweite Priorität nannte Georgiewa, die mittelfristigen Wachstumsperspektiven zu verbessern. Dabei nannte sie konkret drei Punkte: Zum einen müsse die Produktivität erhöht werden, etwa durch Strukturreformen und die Digitalisierung. Zum zweiten brauche es mehr Tempo beim grünen Wandel. Allein für die erneuerbaren Energien brauche es jährlich Investitionen von rund 1 Bill. Dollar. Zudem erneuerte sie den IWF-Appell, die politisch-ökonomische Blockbildung zu stoppen und umzukehren (vgl. BZ vom 6. April). Die dritte Priorität müssten schließlich Hilfen für die ärmeren Länder sein. Georgiewa forderte da erneut mehr Solidarität der reicheren Länder ein.