Nationale Wohlfahrt steigt trotz Konjunkturflaute
Nationale Wohlfahrt steigt trotz Konjunkturflaute
Nationale Wohlfahrt
legt trotz Konjunkturflaute zu
IMK: Niedrigere Umweltkosten sind nicht nur positiv
ba Frankfurt
Der gesellschaftliche Wohlstand ist trotz einer geringeren Wirtschaftsleistung 2024 gestiegen. Positiv wirkten sich laut den Berechnungen des Heidelberger FEST-Instituts höhere Konsumausgaben vom Staat und den privaten Haushalten aus, ebenso wie eine rückläufige Einkommensungleichheit und ein geringerer Energieverbrauch, der entsprechend für einen geringeren Ausstoß an Treibhausgasen und niedrigerem Verbrauch nicht-erneuerbarer Energieträger führte. Gebremst haben unter anderem steigende Kosten für das Pendeln zur Arbeit und höhere Schäden durch Naturkatastrophen, teilte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung mit, das die Arbeit fördert.
Keine Prognose für 2025
Der Nationale Wohlfahrtsindex (NWI), ein Indikator zur Wohlstandsmessung über das Wirtschaftswachstum hinaus, legte im vergangenen Jahr um gut 2% zu, während das BIP um 0,6% fiel. Schon 2023 war der NWI trotz schrumpfender Wirtschaftsleistung um 3% gestiegen. Es gleicht sich aber auch die Mahnung des IMK: „Dahinter stecken nicht nur positive Entwicklungen.“ So hingen etwa die aufgrund des sinkenden Energieverbrauchs zurückgegangenen Umweltkosten auch mit der konjunkturellen Schwäche zusammen, die gleichzeitig Arbeitsplätze bedrohte. Die Prognose des NWI für 2025 fällt den FEST-Studienautoren Benjamin Held und Dorothee Rodenhäuser schwer: Zwar stieg der Konsum Anfang 2025 weiter an, ein höherer Energieverbrauch und die Nullrunde beim Bürgergeld ließen jedoch eine Verschlechterung der Umwelt- und Sozialkomponenten erwarten.
Auf lange Sicht deutliches Anstiegspotenzial
Sollten die vereinbarten Klimaziele eingehalten und die Einkommensungleichheit auf das Niveau von 1999 zurückgeführt werden, könnte der NWI aber längerfristig gesehen deutlich steigen – von heute knapp 111 bis 2035 auf rund 144 Indexpunkte. Die im Vergleich zum BIP positivere Entwicklung des NWI ist den Forschern zufolge im langfristigen Vergleich eher ungewöhnlich: Insgesamt sei der NWI seit 1991 mit 24% nur halb so stark gestiegen wie das BIP mit 48%.
„Seit der Jahrtausendwende blieb der private Konsum meist hinter den Steigerungen des BIP zurück, Einkommensungleichheit und Umweltbelastung nahmen phasenweise zu“, heißt es weiter.
Index mit Schwäche, aber hoher Relevanz
Der NWI habe aber auch gewisse Schwächen und bilde die gesellschaftliche Entwicklung nicht komplett ab, betonen Held und Rodenhäuser ausdrücklich. Fortschritte in Sachen Umweltbelastung würden in Teilen nicht nur Fortschritte bei der Energiewende widerspiegeln, sondern auch krisenbedingte Produktionsrückgänge in der Industrie, die Arbeitsplätze kosten. Schwierigkeiten bereiteten unter anderem auch die Erfassung und Bewertung des volkswirtschaftlichen Kapitalstocks und dessen Entwicklung. Investitionen, die ihre Wirkung erst in der Zukunft entfalten, würden unzureichend abgebildet. Der NWI zeige aber, „dass soziale, ökologische und auch ökonomische Aspekte, die nicht oder sogar mit dem falschen Vorzeichen in die Berechnung des BIP eingehen, die Wohlfahrt der Bürgerinnen und Bürger eines Landes maßgeblich beeinflussen können“. Für IMK-Direktor Sebastian Dullien ist es daher wichtig, den NWI weiterzuentwickeln, „um künftige wirtschaftspolitische Entscheidungen auf breiterer Faktenbasis treffen zu können“.
