Erzeugerpreise

Neue Preisdaten schüren Inflationshoffnung

Wenige Tage vor der EZB-Sitzung nächsten Donnerstag haben neue Preisdaten aus Deutschland die Hoffnung genährt, dass die Inflation in Deutschland und im Euroraum weiter nachgeben wird. Eine weitere Zinserhöhung gilt dennoch als ausgemacht.

Neue Preisdaten schüren Inflationshoffnung

Wenige Tage vor der EZB-Sitzung nächsten Donnerstag haben neue Preisdaten aus Deutschland die Hoffnung genährt, dass die Inflation in Deutschland und im Euroraum weiter nachgeben wird. Im Juni stiegen die Erzeugerpreise gegenüber Vorjahr kaum noch an, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das schlägt sich zeitverzögert auch bei den Verbraucherpreisen nieder. Trotzdem gilt eine weitere Zinserhöhung nächste Woche als ausgemacht. Der weitere Kurs ist aber unklar und umstritten.

Der EZB-Rat kommt nächsten Donnertag zu seiner letzten Zinssitzung vor der Sommerpause zusammen. Eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte gilt als ausgemacht. Die große Frage ist aber, ob damit der Zinsgipfel im aktuellen Zyklus erreicht ist oder der historische Straffungskurs weitergeht. Seit Juli 2022 hat die EZB ihre Leitzinsen bereits um 400 Basispunkte erhöht. Die zeitweise zweistellige Inflation hat nun zwar deutlich nachgegeben, liegt aber immer noch merklich oberhalb des 2-Prozent-Ziels. Zugleich schwächelt die Wirtschaft.

Die Daten zu den Produzentenpreisen sind da eine gute Nachricht. Im Jahresvergleich legten sie in Deutschland im Juni nur um 0,1% zu. Das ist der niedrigste Zuwachs seit Dezember 2020. Im vergangenen Jahr waren die Preise, die Hersteller für ihre Waren erhalten, zeitweise mit einer Rekordrate von 45,8% gestiegen. Die Erzeugerpreise erfassen den Preisdruck auf Herstellerebene, indem sie die Verkaufspreise der Produzenten abbilden. Starken Preisanstiegen bei Verbrauchs- und Gebrauchsgütern standen jetzt im Juni kräftige Preisrückgänge bei Vorleistungsgütern und Energie gegenüber, fassten die Statistiker zusammen.

Im Euroraum waren die Preise auf Unternehmensebene im Mai sogar erstmals seit Ende 2020 wieder gefallen (vgl. BZ vom 6. Juli). Sie hatten gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,5% nachgegeben. Im vergangenen Sommer waren die Preise, die Hersteller für ihre Produkte erhalten, zeitweise um mehr als 40% gestiegen. Die Inflation hat sich seit Oktober bereits von damals 10,6% auf 5,5% fast halbiert. Sie liegt aber immer noch deutlich oberhalb des 2-Prozent-Ziels der EZB und vor allem die Kernrate mit zuletzt ebenfalls 5,5% hält sich hartnäckig.

Nicht zuletzt deshalb gehen Marktteilnehmer und Ökonomen von einer weiteren Zinserhöhung nächsten Donnerstag aus. Für die darauffolgende Zinssitzung am 14. September erwarten dagegen 35 der 75 von Reuters befragten Ökonomen, dass die EZB die Zinsen nicht mehr weiter anheben wird. 40 Ökonomen rechneten mit einem weiteren Schritt nach oben um erneut 25 Basispunkte auf dann 4,0% beim aktuell wichtigen Einlagensatz.

Unterdessen hat das DIW Berlin am Donnerstag eine Studie dazu veröffentlicht, wie die Geldpolitik der EZB die Wirkung ökonomischer Krisen für einzelne Haushalte ändert. Die meisten Haushalte im Euroraum profitieren demnach im Fall einer Krise von der gemeinsamen Geldpolitik oder haben zumindest keine Nachteile durch sie. Letzteres gilt vor allem für die Mittelschicht. An den Rändern der Vermögensverteilung gibt es jedoch immer wieder Gruppen, die Verluste erleiden, so die DIW-Studie.

Neue Preisdaten schüren Inflationshoffnung

Deutsche Erzeugerpreise steigen im Juni kaum – DIW-Studie: EZB-Politik nützt den meisten

ms Frankfurt
| Quelle:
BZ+
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