Konjunktur

Neue Schwächesignale aus China

Einkaufsmanagerdaten offenbaren Druck bei Industrie und Diensten in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Neue Schwächesignale aus China

nh Schanghai

Die jüngsten Einkaufsmanagerdaten aus China sprechen tendenziell für eine weitere Entschleunigung in der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Während weite Ausschnitte des Industriesektors unter dem gewaltigen Anstieg der Rohstoffpreise und einer entsprechenden Verteuerung von Vorprodukten leiden, sorgen immer striktere Lockdown-Verordnungen und andere Restriktionen zur Eindämmung des Coronavirus für eine eingeschränkte Reiseaktivität und Einbußen im Tourismus-, Gaststätten- und Unterhaltungsgewerbe.

Für eine negative Überraschung sorgt der vom Statistikbüro verbreitete offizielle Einkaufsmanagerindex für die Industrie. Das Stimmungsbarometer im verarbeitenden Gewerbe rutschte im zweiten Monat in Folge fühlbar ab und liegt mit 49,2 Punkten nach zuvor 49,6 Zählern im Oktober nun deutlicher im Schrumpfungsterritorium. Werte unter der Expansionsschwelle bei 50 Punkten sprechen für eine Abschwächung der Aktivität im Industriesektor im Vergleich zum Vormonat. Auch im Dienstleistungssektor läuft es den Oktoberdaten des Statistikbüros zufolge nicht richtig rund. Hier fiel das Barometer stärker als erwartet von 53,2 auf 52,4 Punkte zurück, bleibt aber damit weiter im Expansionsterritorium.

Analysten betonen, dass Chinas Konjunkturklima sowohl auf der Angebots- als auch der Nachfrageseite wachsenden Herausforderungen gegenübersteht. Die Produzenten haben nicht nur mit steigenden Rohstoff- und Materialkosten zu kämpfen, sondern werden auch von einer schwelenden Elektrizitätsversorgungskrise mit Stromausfällen und Rationierungen in einigen Provinzen teils stark behindert. Die sogenannte Nulltoleranzpolitik gegenüber Co­vid-Gefahren der chinesischen Re­gierung wiederum dämpft Konsum und Binnennachfrage.

Andererseits profitieren exportorientierte Branchen weiterhin von lebhaften Auftragseingängen und einer robusten globalen Nachfrage nach chinesischen Konsumgütern. Dies scheint in Verbindung mit einer Reihe von steuerlichen Erleichterungen vor allem auf die Stimmung bei kleineren und mittleren Unternehmen positiv abzufärben. Entsprechend weist eine am Montag veröffentlichte private Einkaufsmanagererhebung eine unerwartete Stimmungsbelebung aus. So stieg der Caixin­ Manufacturing Purchasing Manager Index (PMI) im Oktober von 50 auf 50,6 Punkte und übertraf damit die Erwartungen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.