Konjunktur

Neue US-Daten schüren Konjunkturzuversicht und Zinsdebatte

Neue Konjunkturdaten aus den USA schüren die Zuversicht, dass die weltgrößte Volkswirtschaft eine sanfte Landung statt eines Absturzes hinlegt. Was aber bedeutet das für den weiteren Zinskurs der US-Notenbank Fed?

Neue US-Daten schüren Konjunkturzuversicht und Zinsdebatte

US-Daten schüren Konjunkturzuversicht und Zinsdebatte

Industrieproduktion mit kräftigem Plus – Lebenszeichen vom Häusermarkt – Fed-Sitzung im September im Fokus

ms Frankfurt

Die US-Industrie hat im Juli ein überraschend starkes Produktionsplus verzeichnet. Zusammen mit einem Anstieg bei den Wohnungsbaubeginnen im Juli stärkte das am Mittwoch die Zuversicht, dass die US-Wirtschaft eine sanfte Landung statt eines Absturzes in eine Rezession hinlegt. Ökonomen warnten aber zugleich vor zu viel Optimismus und sehen weiter große Herausforderungen auf die US-Wirtschaft zukommen. Für die US-Notenbank Fed bleibt der weitere Zinskurs damit ein Balanceakt.

Die weltweit größte Volkswirtschaft präsentiert sich bislang sehr viel robuster als von vielen Experten erwartet – zumal angesichts des historischen Zinserhöhungskurses der Fed, die ihren Leitzins seit März 2022 um 525 Basispunkte angehoben hat. Der weitere Ausblick für die US-Wirtschaft wird aber sehr unterschiedlich eingeschätzt – was auch die Debatte über die Geldpolitik der Fed erschwert. Weltweit wird beides intensiv verfolgt.

Die US-Industrie verzeichnete nun im Juli ein Plus von 1,0% gegenüber Juni, wie die Fed am Mittwoch mitteilte. Das lag deutlich oberhalb der Konsenserwartung von +0,3% und macht die Rückgange im Juni (revidiert –0,8%) und Mai (revidiert –0,4%) nahezu wett. Das verarbeitende Gewerbe verzeichnete ein Plus von 0,5%. „Die US-Industrieproduktion sorgt für eine weitere positive Überraschung bei den Daten“, sagte James Knightley, Chief International Economist bei der ING.

Auf Jahressicht lag die Industrieproduktion aber immer noch um 0,2% niedriger. Und auch das kräftige Plus auf Monatssicht ist aus Sicht von Knightley und anderen Ökonomen zumindest zu relativieren. Knightley etwa verwies auf die kräftige Abwärtsrevision des Juni-Werts von zunächst –0,5% auf jetzt –0,8% und die gegenteiligen Signale von den Einkaufsmanagerindizes, die auf einen seit neun Monaten andauernden Rückgang der Aktivität in dem Sektor hindeuteten.

Die Experten von Oxford Economics prognostizieren, dass der Juli-Anstieg schnell wieder rückgängig gemacht wird. Der Industriesektor sei „mit zahlreichen, intensiven Herausforderungen konfrontiert“, so der leitende US-Volkswirt Oren Klachkin: „Eine schwächere Güternachfrage, erhöhte Zinssätze, strengere Kreditvergabestandards, der Abbau von Lagerbeständen und der starke US-Dollar lassen eine schwächere Industrieproduktion in den kommenden Monaten erwarten.“

Positive Nachrichten gab es indes am Mittwoch auch vom US-Häusermarkt. Laut veröffentlichten Regierungsdaten stiegen die Baubeginne im vergangenen Monat um 3,9% auf annualisiert 1,45 Millionen – was der mittleren Schätzung einer Bloomberg-Umfrage unter Wirtschaftswissenschaftlern entsprach. Der Bau von Einfamilienhäusern stieg um 6,7%. Die Bauanträge, ein Indikator für künftige Bauvorhaben, legten dagegen nur um 0,1% auf eine Jahresrate von 1,44 Millionen Einheiten zu. Die Genehmigungen für den Bau von Einfamilienhäusern stiegen auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr. Perspektivisch droht aber nach verbreiteter Einschätzung auch dem US-Immobilienmarkt Ungemach vor allem durch die höheren Zinsen.

Die Fed hatte im Juli ihren Leitzins nach einer Pause im Juni erneut um 25 Basispunkte erhöht. Die große Frage ist nun, was nach der Sommerpause im September geschieht. Die meisten Experten sehen die Fed am Zinsgipfel angekommen. Gute Konjunkturdaten und ein höherer Inflationsdruck könnten aber Argumente für weitere Zinsschritte sein.

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BZ+
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