NOTIERT IN PARIS

Nicht nur gut fürs Image

Lange hat es gedauert, doch zu Beginn der Haute-Couture-Schauen an diesem Montag hat sich die Lage des öffentlichen Nahverkehrs in Paris wieder nahezu normalisiert, nachdem er mehr als sechs Wochen lang durch die Streiks gegen die von Präsident...

Nicht nur gut fürs Image

Lange hat es gedauert, doch zu Beginn der Haute-Couture-Schauen an diesem Montag hat sich die Lage des öffentlichen Nahverkehrs in Paris wieder nahezu normalisiert, nachdem er mehr als sechs Wochen lang durch die Streiks gegen die von Präsident Emmanuel Macron geplante Rentenreform stark beeinträchtigt wurde. Die Donnerstag endenden Schauen werden von dem angekündigten Abschied des Modeschöpfers Jean-Paul Gaultier aus der Haute Couture überschattet. Der 67-Jährige, der 1978 das nach ihm benannte Modehaus gegründet hat, wird am Mittwoch seine letzte Haute-Couture-Schau im Théâtre du Châtelet präsentieren.”Aber seid versichert, Gaultier Couture Paris macht weiter mit einem neuen Projekt, dessen Urheber ich bin”, kündigte Gaultier bereits an. Nähere Details, wie es mit der Marke, die Puig aus Spanien gehört, weitergeht, will er demnächst verraten. Der Sohn eines Buchhalters hat sich bereits im September 2014 aus dem Pret-à-porter-Geschäft verabschiedet, um sich dem Diktat der immer schneller wechselnden Kollektionen zu entziehen und sich auf die Haute Couture sowie Parfüms zu konzentrieren. 2019 dann begeisterte er nicht nur Modefans mit der von ihm konzipierten, autobiografisch inspirierten Bühnenschau “The Fashion Freak Show”, die sechs Monate lang auf dem Programm des Pariser Kabaretts Folies Bergère stand.Einige Beobachter sehen in dem Rückzug Gaultiers den Anfang vom Ende der Haute Couture. Handgefertigte, mit vielen aufwendigen Details versehene Roben zu Preisen von 10 000 Euro oder mehr seien einfach nicht mehr zeitgemäß, es sei denn, man betrachte sie als Kunststücke, meinen sie. Der Luxusgüterkonzern Kering will aber versuchen, das Gegenteil zu beweisen. Demna Gvasalia, Kreativdirektor von Balenciaga, kündigte jetzt gegenüber dem “Figaro” an, dass das gleichnamige Modehaus wieder zurück in die Haute Couture will. 52 Jahre nachdem Cristóbal Balenciaga sein Atelier geschlossen hat, will das von ihm gegründete Haus, das seit 2001 zu Kering gehört, im Juli seine erste Haute-Couture-Kollektion präsentieren. Der exklusive Zirkel der Haute Couture besteht derzeit aus 16 ständigen Mitgliedern. Die Haute-Couture-Aktivitäten von Balenciaga 2020 wieder zu lancieren sei auch eine Art, heute den Luxus von morgen zu erfinden, sagt Kering-Chef François-Henri Pinault. *Paris ist nicht nur als Hauptstadt der Mode berühmt, sondern auch als Kulisse unzähliger Filme. Die Zahl der hier gedrehten Spiel- und Werbefilme sowie Serien ist in den fünf Jahren bis 2019 um 84 % auf 1 066 gestiegen. Für Frankreichs Hauptstadt ist das auch wirtschaftlich ein Segen. “Die Drehs stellen eine gigantische Fundgrube an Jobs dar”, sagt Michel Gomez von der Stadtverwaltung. Die 150 000 für die Branche im Großraum Paris tätigen Arbeitnehmer arbeiten seinen Angaben zufolge immer mehr. “Sie werden für immer längere Zeiträume gebucht, für Serien manchmal bis zu sechs bis acht Monate am Stück”, erklärt er.Auch die Stadt selbst verdient gut an den Dreharbeiten. So bringen ihr die Parkgenehmigungen für die Drehwagen pro Jahr rund 1,4 Mill. Euro ein. Dazu kommt die Vermietung von öffentlichen Einrichtungen wie Parks, Schwimmbädern, Schulen, Büchereien oder Rathäusern der einzelnen Arrondissements an Filmgesellschaften, die ihrerseits rund 2 Mill. Euro in die Kassen spült. Nach Angaben des französischen Filmzentrums Centre national du cinéma et de l’image animée sind die Ausgaben von Produktionen, die von Fördermitteln profitieren, im Großraum Paris von 2015 bis 2018 um 28 % auf 168,3 Mill. Euro geklettert.Das ist offenbar vor allem dem starken Anstieg ausländischer Filmproduktionen zu verdanken, darunter die von Netflix. Die amerikanische Plattform hat gerade ein Büro in Paris eingeweiht und angekündigt, die Zahl der französischen Filmproduktionen auf 20 pro Jahr zu steigern. Dafür will Netflix in diesem Jahr rund 100 Mill. Euro investieren. Künftig dürften die Investitionen steigen, denn Kulturminister Franck Riester möchte, dass Streamingdienste wie Netflix künftig 25 % ihres Umsatzes in Frankreich in lokale Filmproduktionen investieren.