Sorge vor Deflation

Sinkende Preise befeuern in der Schweiz Debatte um Negativzinsen

Die Verbraucherpreise in der Schweiz sind im Vergleich zum September deutlich gesunken. Dies facht die Debatte um mögliche Negativzinsen wieder an.

Sinkende Preise befeuern in der Schweiz Debatte um Negativzinsen

Inflationsrückgang befeuert Debatte um Negativzinsen

Verbraucherpreise in der Schweiz steigen nur um 0,1 Prozent

mpi Frankfurt

Kurz nach Halloween zieht das Schreckgespenst Deflation wieder durch die Schweiz. Im Oktober sind die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat nur um 0,1% gestiegen. Ökonomen hatten dagegen einen Anstieg der Inflation von 0,2 auf 0,3% prognostiziert. Im Vergleich zum September gingen die Preise sogar um 0,3% zurück.

Dies lag vor allem an einem deutlichen Rückgang der Importpreise sowie billigeren Hotelübernachtungen und Pauschalreisen. „Die Oktober-Inflationsdaten werden die Spekulationen um eine weitere Reduktion des Leitzinses und damit um Negativzinsen befeuern“, sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank aus Liechtenstein.

Kernrate der Inflation sinkt

Der Leitzins in der Schweiz liegt bei 0%. Dennoch liegt die Inflation seit längerem am unteren Ende der Spanne von 0 bis 2%, welche die Schweizerische Nationalbank (SNB) anstrebt. Zeitweise lag die Jahresrate sogar leicht im negativen Bereich, zuletzt im Mai. Sollte die Notenbank eine anhaltende Phase sinkender Preise, sprich eine Deflation, befürchten, könnten die Währungshüter eine weitere Zinssenkung beschließen. Dies würde eine Rückkehr zu Negativzinsen bedeuten, die es bis Mitte 2022 gab.

Gitzel rechnet jedoch nicht damit, dass die SNB einen solchen Schritt bei ihrer Sitzung im Dezember beschließen wird. „Die Kerninflationsrate fällt zwar im Oktober von 0.7% auf 0.5%, doch noch ist hierbei ein klarer Abstand zur Nullmarke erkennbar“, führt er an.

Die Kerninflation klammert die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise aus. Sie gilt Ökonomen und Notenbanker daher als Indikator für den Inflationstrend.

Angespannte Lage für die Industrie

Die Sorgen vor einer möglichen Deflation hängen auch mit der angespannten Lage einiger Unternehmen wegen der US-Zölle zusammen. Die Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Schweizer Industrie legte im Oktober zwar um 1,9 Zähler auf 48,2 Punkte zu. Jedoch signalisieren Werte unterhalb von 50 ein Nachlassen der wirtschaftlichen Aktivität – was normalerweise mit weniger Inflation einhergeht. Zudem gaben 45% der befragten Firmen an, dass sie innerhalb der nächsten zwölf Monate mit einer Zunahme des Protektionismus rechnen. Keiner der Befragten erwartet einen Rückgang.

Trotz intensiver Verhandlungen ist es der Schweiz nicht gelungen, wie erhofft bis Halloween ein Handelsabkommen mit den USA zu schließen. Der US-Basiszollsatz für Schweizer Importe liegt derzeit bei 39%.