Geldpolitik

Norwegische Zentralbank bleibt auf Zinsstraffungskurs

Im September 2021 hat die norwegische Zentralbank als erste Notenbank eines Landes mit einer der weltweit wichtigsten Währungen nach der Corona-Pandemie ihren Leitzins angehoben. Das sichert ihr aktuell besondere internationale Beachtung. Noch bleibt sie auf Straffungskurs.

Norwegische Zentralbank bleibt auf Zinsstraffungskurs

Norwegen bleibt auf Zinsstraffungskurs

Notenbank hebt Leitzins erneut an und signalisiert für September weiteren Schritt

ms Frankfurt

Angesichts einer weiter zu hohen Inflation hat die norwegische Zentralbank ihren Leitzins erneut angehoben und für September eine weitere Anhebung avisiert. Die Norges Bank hob ihren Schlüsselsatz am Donnerstag um 25 Basispunkte auf 4,0% an. Nach der zwölften Zinserhöhung seit September 2021 liegt der Satz auf dem höchsten Stand seit der Weltfinanzkrise 2008. Sollte sich die Wirtschaft weiter wie erwartet entwickeln, werde der Zins im September erneut steigen, so die Notenbanker in ihrer Erklärung zum Zinsentscheid.

Die norwegische Zentralbank hatte im September 2021 als erste Notenbank eines Landes mit einer der weltweit wichtigsten Währungen nach der Corona-Pandemie ihren Leitzins angehoben – die US-Notenbank Fed, die Europäische Zentralbank (EZB) und andere reagierten erst später. Auch deshalb steht das Handeln der Norges Bank international im Fokus. Rund um den Globus müssen Notenbanken derzeit entscheiden, ob sie ihren vielerorts beispiellosen Zinserhöhungskurs fortsetzen, ihn beenden oder sogar schon bald die Zinsen wieder senken.

Die Norges Bank setzte ihren Straffungskurs nun wie erwartet erst einmal fort. „Die Inflation ist leicht zurückgegangen", kommentierte die Notenbank die jüngste Preisentwicklung in ihrer Erklärung. Die Inflationsrate sei aber „weiterhin hoch und deutlich über dem Zielwert“. Im Juli war die Inflationsrate auf 5,4% gefallen, nachdem sie im Monat zuvor noch bei 6,4% gelegen hatte. Die Norges Bank strebt allerdings einen Wert von 2,0% an. Vor allem die zugrundeliegende Inflation macht den Notenbankern Sorgen. Die Kerninflation, ohne Energie und Lebensmittel, lag im Juli bei 6,4% – gegenüber dem Rekordwert von 7% im Juni.

„Der künftige Leitzinspfad wird von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängen", ließ sich Notenbankchefin Ida Wolden Bache zitieren. Die Aktivität in der norwegischen Wirtschaft sei nach wie vor hoch und der Arbeitsmarkt angespannt. "Wenn sich die Wirtschaft wie derzeit erwartet entwickelt, wird der Leitzins im September weiter angehoben", kündigten die Notenbanker an. Viele Beobachter sehen eine mögliche Zinserhöhung im September als letzte im aktuellen Zyklus.

"Die Erklärung deutet auf eine zunehmend neutrale Ausrichtung bei den Zinssätzen hin, wobei die politischen Entscheidungsträger weitere Zinserhöhungen andeuten, falls die Krone wieder schwächer wird, oder frühere bzw. stärkere Zinssenkungen, falls die Wirtschaft zu knarren beginnt", hieß es von den Experten der ING. Da andere Zentralbanken ihre Zinserhöhungen vermutlich entweder bereits abgeschlossen hätten, wie die Fed, oder kurz davor stünden, wie die EZB, werde der Anreiz für weitere Zinserhöhungen über September hinaus schwinden.

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