OECD mahnt Rentenreform in Deutschland an
OECD mahnt Rentenreform in Deutschland an
OECD mahnt Rentenreform in Deutschland an
Deutliche Verlängerung der Lebensarbeitszeit gefordert
lz Frankfurt
Die Industrieländerorganisation OECD erhöht den Druck auf Berlin in der Rentendebatte. Die deutsche Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter werde in den nächsten 40 Jahren dramatisch schrumpfen, warnen die Ökonomen und fordern zum wiederholten Mal tiefgreifende Reformen zur Stabilisierung des Umlagesystems. Zumal der Schrumpfungsprozess hierzulande mit rund 23% „weitaus stärker“ als im OECD-Schnitt von 13% ausfällt, heißt es in der Studie „Pensions at a Glance“. Polen (39%) und Italien (35%) seien zwar noch stärker betroffen, doch in Großbritannien und den USA geht es eher in die Gegenrichtung: Die Erwerbspersonenzahl nimmt weiter zu.
„Zentrale Herausforderung“
„Die Alterung der Bevölkerung ist eine zentrale strukturelle Herausforderung für die OECD-Länder mit erheblichen wirtschaftlichen, fiskalischen und sozialen Auswirkungen“, mahnt OECD-Generalsekretär Mathias Cormann. Denn mit der Schrumpfung der Erwerbsbevölkerung werde auch das Pro-Kopf-BIP bis 2060 um 14% sinken. Und damit würden auch die Steuereinnahmen zurückgehen, während zugleich die Ausgaben für die Alterung steigen. Konsequenz: „Da wir länger leben und länger gesund bleiben, müssen wir länger arbeiten. Die Länder müssen das effektive Renteneintrittsalter anheben und die Möglichkeiten für eine Beschäftigung im höheren Alter verbessern, um die finanzielle Tragfähigkeit der Rentensysteme zu stärken, die finanzielle Sicherheit im Alter zu gewährleisten und ein starkes Wirtschaftswachstum zu unterstützen.“
Renteneintritt mit 70
Bislang gehen die Menschen in den OECD-Ländern im Schnitt mit 64,7/63,9 Jahren für Männer/Frauen in Rente. Auf Basis der aktuellen Gesetzeslage würde dieses Alter für jene, die gerade ihre berufliche Laufbahn begonnen hätten, nur auf 66,4 bzw. 65,9 Jahre steigen. Zu wenige Länder hätten bislang darauf reagiert, kritisiert die OECD: In Deutschland werden 67 Jahre angestrebt, in den Niederlanden und Schweden steigt das Renteneintrittsalter sogar auf 70 Jahre.
Im Durchschnitt der OECD-Länder erhalten Arbeitnehmer mit Durchschnittseinkommen heute eine Nettorente in Höhe von 63% ihres Nettogehalts. Diese künftige Nettoersatzquote liegt in Estland, Irland, Korea und Litauen unter 40%. Auch in Deutschland ist sie nach den OECD-Zahlen mit 53,3% vergleichsweise niedrig. Das liegt nach Auffassung der Ökonomen auch daran, weil Deutschland stärker als anderswo auf das Umlageprinzip setzt und weniger auf die private Altersvorsorge, welche die Pensionsgelder auch an den Kapitalmärkten anlegt.
Zu wenige Rentner in Jobs
Trotz eines starken Anstiegs der Beschäftigungsquoten älterer Arbeitnehmer seit dem Jahr 2000 gibt es in Deutschland immer noch relativ wenige Menschen, die Arbeit und Rentenbezug kombinieren, mahnt die OECD. 2023 arbeiteten in Deutschland demnach 14% der Neurentner weiter gegenüber 22% in den europäischen OECD-Ländern.
