Institute senken Wachstumsprognosen

Ökonomen zweifeln an selbsttragendem Aufschwung

Wirtschaftsforschungsinstitute kappen reihenweise ihre Prognosen für Deutschland. Pessimistisch sind auch potenzielle Firmengründer. 2024 gab es laut einer Studie so wenig Gründungen wie seit mindestens 30 Jahren nicht.

Ökonomen zweifeln an selbsttragendem Aufschwung

Zweifel an selbsttragendem Aufschwung wachsen

Institute senken reihenweise Prognosen – Firmengründungen auf Rekordtief

mpi/kro/lz Frankfurt

Die deutsche Wirtschaft wird 2026 wahrscheinlich zwar wieder deutlich wachsen, doch in ihren neuesten Prognosen zweifeln die Wirtschaftsforschungsinstitute in München, Essen, Halle und Kiel an, ob sich damit auch ein selbsttragender Aufschwung etablieren wird. Denn das Wachstum in den kommenden beiden Jahren stützt sich bislang vor allem auf die fiskalischen Impulse des Staates durch seine Mehrausgaben aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und höheren Rüstungsausgaben.

Ifo-Präsident Clemens Fuest warnte vor einem „Strohfeuereffekt“, sofern der von der Bundesregierung angekündigte „Herbst der Reformen“ nicht kommt. Blieben die dringend benötigten Reformen aus, verhindere das „eine nachhaltige Stabilisierung der Wirtschaft“. Mittelfristig wäre die wirtschaftliche Lage dann noch ernster: Ein höherer Schuldenstand und damit größere Zinslasten würden den Investitionsspielraum des Staates stärker einschränken.

Institute senken reihenweise Prognosen

Für das laufende Jahr rechnen die Wirtschaftsforschungsinstitute durch die Bank nur noch mit einem kaum vorhandenen Wachstum zwischen 0,1 und 0,2%. Für 2026 variieren die Prognosen zwischen 0,8 und 1,3% und für 2027 zwischen 0,6 und 1,6%.

Dass der Aufschwung der kommenden beiden Jahre vor allem durch die Fiskalpolitik getrieben ist, zeigt auch ein Blick auf die Wachstumsprognosen je nach Branche. So sagt beispielsweise das Ifo-Institut voraus, dass die Bruttowertschöpfung im Bau 2026 um 3,6% gegenüber Vorjahr zulegen wird und 2027 um 4,1%. Im verarbeitenden Gewerbe ohne Bau fällt das Plus mit 0,9 bzw. 1,2% deutlich bescheidener aus.

Unternehmensgründungen auf Tiefstand

Besorgt blicken Ökonomen vor allem auf die niedrigen privaten Investitionen. Die Ausrüstungsinvestitionen stagnieren aktuell auf dem Stand des Jahres 2015. Hohe Energiekosten, Bürokratielasten und mangelnde digitale Infrastruktur bremsten weiterhin die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in Deutschland, mahnt Fuest.

Die Strukturprobleme der Bundesrepublik machen nicht nur der Industrie, sondern auch potenziellen Unternehmensgründern zu schaffen. Die Zahl der gegründeten Firmen ist laut einer Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und der Auskunftei Creditreform 2024 um 0,2% auf 160.852 gefallen. So wenig waren es noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen vor 30 Jahren.

Artikel Seiten 7 und 9