Rekordinflation

Panetta kontert Aussagen über restriktiven EZB-Zins

Zuletzt haben Euro-Notenbanker wie EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel über Zinserhöhungen in den restriktiven Bereich aufhorchen lassen. Nun hält Schnabels Amtskollege Fabio Panetta dagegen – und warnt.

Panetta kontert Aussagen über restriktiven EZB-Zins

ms Frankfurt

EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta hat eindringlich vor einem zu aggressiven Zinserhöhungskurs der Europäischen Zentralbank (EZB) gewarnt. Insbesondere forderte der Italiener „überzeugende Beweise“ für den Fall, dass die EZB Leitzinsen auf ein restriktives Niveau angehoben werden sollen – also eines, das die wirtschaftliche Nachfrage aktiv bremst. Die Notenbank stehe vor einem „Balanceakt“, räumte der Notenbanker ein.

Panettas Aussagen lesen sich wie ein Konter auf jüngste Aussagen von Euro-Notenbankern über die Notwendigkeit, die Leitzinsen im Kampf gegen die rekordhohe Inflation von aktuell 10,7% in den restriktiven Bereich anzuheben. Insbesondere EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hatte vergangene Woche mit der Aussage aufhorchen lassen, dass es „wahrscheinlich“ ein restriktives Niveau brauche. Viele Verfechter einer strafferen Geldpolitik („Falken“) liebäugeln zumindest damit. Seit Juli hat die EZB ihre Leitzinsen um 200 Basispunkte angehoben – so aggressiv wie nie zuvor.

Panetta gilt im EZB-Rat als eine der größten „Tauben“. Gleichwohl dürfte seine Wortmeldung die Bedenken einiger Notenbanker aus dem Euro-Süden wiedergeben. Sie sorgen sich zwar auch wegen der hohen Inflation, gewichten aber das Rezessionsrisiko höher beziehungsweise setzen darauf, dass eine sich abkühlende Wirtschaft die Teuerung eindämmen wird.

„Vorsichtig zu sein, schließt nicht aus, dass wir von der Rücknahme der Akkommodierung zur Einschränkung der Nachfrage übergehen müssen“, sagte Panetta am Montag in Florenz. „In Ermangelung eindeutiger Zweitrundeneffekte bräuchten wir jedoch überzeugende Beweise dafür, dass die gegenwärtigen Schocks sich wahrscheinlich weiterhin stärker auf das Angebot als auf die Nachfrage auswirken werden.“ Die Entscheidungen sollten weiterhin auf einer „umfassenden Analyse der Daten“ beruhen.

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