Peter Mandelson 65
hip – Peter Benjamin Mandelson wird am Sonntag wenig Zeit haben, seinen 65. Geburtstag zu feiern. Nach dem britischen Votum für den Brexit ist er viel zu sehr damit beschäftigt, den Bruch mit Brüssel zu verhindern. Der ehemalige EU-Handelskommissar, dessen Pensionsansprüche von seiner fortdauernden Loyalität zu seinen ehemaligen Dienstherren abhängen, trägt den Spitznamen “Prinz der Finsternis” nicht umsonst. Baron Mandelson weiß genau, wo es in den Austrittsverhandlungen zwischen London und Brüssel hakt, und er versteht sich auf den Kampf hinter den Kulissen.Mandelson war einer der führenden Köpfe von New Labour. Seit Oktober 2016 nahm er an regelmäßigen Treffen im Büro des ehemaligen Premierministers Tony Blair teil, dessen Vermarktung er einen großen Teil seiner politischen Karriere gewidmet hatte. Bei Blair kam ein wesentlicher Teil derjenigen zusammen, die sich mit dem Ergebnis der Volksabstimmung nicht abfinden wollten. Unter ihnen befanden sich Camerons einstige Nummer 2, Nick Clegg, James McGrory von “Open Britain” und Vertreter der Initiative “Best for Britain”, deren prominentestes Aushängeschild die Investmentmanagerin Gina Miller ist. Vor den Wahlen im vergangenen Jahr tüftelte er mit Blair, inspiriert vom Wahlsieg Emmanuel Macrons in Frankreich, an einer neuen politischen Bewegung der Mitte. Aber Jeremy Corbyn machte eine unerwartet gute Figur, die erwartete krachende Niederlage von Labour blieb aus. Das Projekt wurde fürs Erste auf Eis gelegt. Prototyp des “Spin Doctor”Wie viele Funktionäre der Partei entstammt Mandelson nicht der Arbeiterklasse. Sein Großvater, Herbert Morrison, war einst Stellvertreter von Clement Attlee, dem Labour-Premier der Nachkriegsjahre. Der damalige Parteichef Neil Kinnock machte Mandelson 1985 zum Kommunikationschef. Der Oxford-Absolvent, der seine Kindheit wohlbehütet in Hampstead Garden verbrachte, war einer der ersten politischen Strippenzieher, die als “Spin Doctor” bezeichnet wurden. 1992 zog er für den Wahlkreis Hartlepool ins Unterhaus ein. Fünf Jahre später kam New Labour an die Macht. Blair schickte ihn 2004 nach Brüssel, um das Amt des EU-Handelskommissars auszuüben. Es folgten diverse Kabinettsposten unter Tony Blair und Gordon Brown, unter anderem das Amt des Staatssekretärs für Nordirland, und schließlich der Aufstieg ins Oberhaus. Seine Sicht auf die Zeit, in der New Labour in Großbritannien den Ton angab, findet sich in seinen Memoiren unter dem Titel “Der dritte Mann”, mit denen er den anderen Protagonisten der Ära zuvorkam. Demnächst dürfte ein weiterer Band zu seinen Anstrengungen, den Brexit aufzuhalten, fällig werden. Langweilig wird Mandelson im Alter sicher nicht. Und im Vergleich zu seinem konservativen Gegner David Davis (69), der auf einen klaren Schnitt mit Resteuropa setzt, ist er fast noch jung.