fed – Philippe Maystadt ist in vielerlei Hinsicht ein typischer Belgier gewesen. Ein Mann des Ausgleichs und des “compromis à la belge”, der in vielen Regierungen Verständigungen zwischen den Koalitionspartnern mitorganisieren musste. Und zugleich ein Mann der Vielseitigkeit, der für die Regionalregierung und die Nationalregierung genauso wie für europäische Institutionen und auch den Internationalen Währungsfonds tätig war – und zwar in Fragen der Wirtschaft, der Finanzen und der Auswärtigen Angelegenheiten. Nicht zu unterschlagen, dass der in der Nähe von Lüttich geborene Belgier zwischenzeitlich am Lehrstuhl für Recht und Kriminologie dozierte.Maystadt startete seine politische Karriere im Alter von knapp 30 Jahren im belgischen Parlament als Abgeordneter der wallonischen Christdemokraten. Das Centre Democrate Humaniste, so der Name der südbelgischen Partei, ist etwas weniger konservativ als viele seiner europäischen Schwestern und wird eher der linken Mitte des Parteienspektrums zugezählt, weil es eine stark sozialstaatlich geprägte Agenda hat.Über die Grenzen Belgiens hinaus wurde Maystadt in den Achtzigern und Neunzigern bekannt – als Wirtschafts-, Finanz-, Handels- und Außenminister und als Vizepremier – Funktionen, die er zeitweise gleichzeitig ausübte. Nach einem Gastspiel beim IWF übernahm er Anfang 2000 die Leitung der Europäischen Investitionsbank (EIB), der er zwölf Jahre lang als Präsident vorstand. Er habe die EIB in ein “wirkungsvolles Werkzeug für die europäische Wirtschaft” verwandelt, würdigte EIB-Chef Werner Hoyer die Leistung seines Vorgängers. Philippe Maystadt ist am Donnerstag im Alter von 69 Jahren an einer seltenen Lungenkrankheit gestorben.