US-Notenbank

Powell signalisiert deutliche Kursverschärfung

Die hartnäckig hohe Inflation in den USA könnte der Notenbank als Anlass dienen, nun wieder einen schärferen Kurs zu steuern. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell sieht nämlich einen langen und beschwerlichen Weg, ehe die Preisstabilität wieder erreicht ist.

Powell signalisiert deutliche Kursverschärfung

det Washington

Nach acht Zinserhöhungen in Folge und der leichten Kursentschärfung, die im Dezember eingeläutet wurde, ist US-Notenbankchef Jerome Powell nun offenbar bereit, die Zügel wieder straffer zu ziehen und längere Zeit an hohen Zinsen festzuhalten. Im neuen geldpolitischen Bericht der Notenbank, der zweimal im Jahr dem Kongress zugeleitet wird, betonte er, dass der Weg zur Eindämmung der Inflation „ein langer und steiniger sein wird“.

Ungeachtet der gesamtwirtschaftlichen Folgen, die ihre volle Wirkung noch gar nicht entfaltet hätten, „werden wir auf Kurs bleiben, bis die Arbeit getan ist“, betonte Powell. Ökonomen sehen nun die Möglichkeit einer Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte bei der in der übernächsten Woche anstehenden Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) und zusätzliche Straffungen im weiteren Jahresverlauf. Sicher erscheint, dass ein Leitzins von 5,1%, den das FOMC der letzten Dot-Plot-Grafik zufolge bis Ende 2023 vorausgesagt hatte, nun deutlich überschritten werden dürfte.

Bei seinem Auftritt vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses sagte Powell, dass die Fed veranlasst sein könnte, die Zinsen schneller anzuheben und diese länger auf einem hohen Niveau verharren zu lassen, als bisher angenommen. Zwar könne der milde Winter zu dem hohen Preisniveau beigetragen haben. Auch ohnedies liege die Teuerungsrate aber viel zu weit über der Zielgröße von 2%. Beim Inflationsziel orientiert sich die Notenbank an dem PCE-Preisdeflator, dessen Gesamt- und Kernraten im Januar um 5,4% und 4,7% gestiegen waren.

Teure Dienstleistungen

Zwar geht Powell davon aus, dass der Preisdruck am Häusermarkt weiter nachlassen wird, auch sei die Inflation bei Waren seit geraumer Zeit rückläufig. Für die hohe Teuerung sind nach Powells Darstellung nun in erster Linie die Dienstleistungspreise verantwortlich, „bei deren Kernrate keine Disinflation zu beobachten ist“. Um die Preise auf Dauer in den Griff zu bekommen, sei jedenfalls zu erwarten, dass „für längere Zeit eine restriktive Geldpolitik notwendig sein wird“.

Powell wies zwar auf die „signifikante Verlangsamung“ der Wirtschaft im abgelaufenen Jahr hin, betonte aber, dass im ersten Quartal 2023 die Konsumausgaben, die in den USA fast 70% der Wirtschaftsleistung ausmachen, „mit einem soliden Tempo“ zugelegt haben.

Gleichwohl deuten dem Fed-Vorsitzenden zufolge einige Indikatoren darauf hin, dass Verbraucher ebenso wie Unternehmen ihre Ausgaben künftig etwas zurückschrauben würden, so Powell. Trotz der andauernden Engpässe am Arbeitsmarkt rechnet er im weiteren Jahresverlauf auch dort mit einer leichten Abschwächung.

In ungewöhnlich deutlicher Form äußerte sich der Fed-Vorsitzende auch zu der Debatte um eine Erhöhung der gesetzlichen Schuldengrenze, deren Überschreitung bisher nur durch „außerordentliche Maßnahmen“ verhindert werden konnte. „Der Kongress muss die Schuldengrenze anheben, ansonsten drohen der Wirtschaft katastrophale Folgen, deren Ausmaß schwer abzuschätzen ist“, so Powell.