Kapitalmarktkonferenz der KfW und Deutschen Bank

Privates Kapital soll den Standort retten

Berlin setzt auf milliardenschwere Investorengelder, um die Modernisierung des Standorts zu beschleunigen. Doch die Geldgeber verlangen Strukturreformen für die Erhaltung der Stabilität. Bundeswirtschaftsministerin Reiche sagt weniger Bürokratie, mehr Pragmatismus und niedrigere Kosten zu.

Privates Kapital soll den Standort retten

Privates Kapital soll Standort retten

Bundesministerin Reiche verspricht Verbesserung der Rahmenbedingungen – Investorenkonferenz von KfW und Deutsche Bank

Berlin setzt auf milliardenschwere Investorengelder, um die Modernisierung des Standorts zu beschleunigen. Doch die Geldgeber verlangen Strukturreformen, um die Attraktivität der Wirtschaft zu steigern. Bundeswirtschaftsministerin Reiche sagt weniger Bürokratie, mehr Pragmatismus und niedrigere Kosten zu.

Von Stephan Lorz, Frankfurt

Private Investoren erhöhen den Reformdruck auf die Bundesregierung. Bei einer Kapitalmarktkonferenz der staatlichen Förderbank KfW und der Deutschen Bank in Frankfurt wurde deutlich, dass der Standort Deutschland von Investoren wegen seiner Rechtssicherheit, der diversifizierten Wirtschaft und seiner hohen Bonität zwar geschätzt wird. Aber ohne Strukturreformen, Entbürokratisierung und Deregulierung, mehr Schnelligkeit in den Prozessen und niedrigeren Kosten bleibt ein Stück Skepsis, das die Bundesregierung ausräumen muss.

Denn Privatinvestoren benötigt der Standort bei der Modernisierung seiner Infrastruktur dringend. KfW-Chef Stefan Wintels betonte, dass die Projekte allein mit öffentlichen Geldern nicht zu stemmen sind. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sieht darin „den Schlüssel, um das Potenzial der deutschen Wirtschaft zu heben“. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass das Investoreninteresse groß genug ist. Zumal Auslandsinvestoren auf den deutschen Standort oft „wohlmeinender als die eigenen Bürger“ blickten.

Großes Investoreninteresse

Die Konferenz zeigt denn auch, dass viele Investoren bereits auf dem Sprung in den deutschen Infrastrukturmarkt sind. Das Interesse für Beteiligungsgespräche auf der Konferenz sei „riesengroß“, freute sich Wintels. Rund 50 Geldgeber wurden mit der Finanz- und Energiewirtschaft sowie der Politik zusammengebracht. Die Investoren, darunter die Beteiligungsgesellschaften KKR und Apollo sowie Vertreter des norwegischen Staatsfonds, verwalten laut KfW-Angaben ein Vermögen von mehr als 10 Bill. Euro.

In Deutschland stehen in den kommenden Jahren riesige Investitionen im Rahmen der Energiewende, aber auch der Infrastrukturmodernisierung an. Frisches Kapital braucht man etwa für Stromnetze, Speicher, Datenzentren und Verkehrsprojekte. Dafür hat der Bund ein 500 Mrd. Euro schweres Sondervermögen geschaffen, das weiteres Kapital hebeln soll.

In einer Schwächephase

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche räumt ein, dass der Standort aktuell in einer „Schwächephase“ steckt. Doch habe die Regierung einen Politikwechsel eingeleitet und teilweise bereits umgesetzt. So würden Investitionen steuerlich gefördert, doch müsse man „noch die Prozesse beschleunigen“. Deutschland sei obendrein „spät dran, wenn es darum geht, privates Kapital stärker einzubeziehen“. Vor allem bei Startups und „Scale-Ups“, junge Unternehmen, die zügig wachsen müssen, habe man Nachholbedarf.

Der Kapitalbedarf ist bei der Energieinfrastruktur dringlich. Reiche warb für ihre Sichtweise, dass der künftige Strombedarf höher ausfällt als gedacht. Wegen der volatilen Erneuerbaren brauche man mehr Stromspeicher, und die Wärme- und Verkehrswende sowie Datencenter und KI benötigten mehr Strom.

Deutschlandfonds startbereit

Allerdings verlangt privates Kapital nicht nur gute politische Rahmenbedingungen, sondern auch eine attraktive Verzinsung, worauf Antonia Jobke, Chefinvestorin beim Vermögensverwalter Meag, und Harald von Heyden von der Norges Bank hinwiesen. Martin Blessing, oberster Investorenbeauftragter des Bundeskanzlers, hält das wegen der übernommenen Risiken für überaus gerechtfertigt. Der von ihm mitverantwortete Deutschlandfonds soll auf ein Investitionsvermögen von 100 Mrd. Euro anwachsen. Aktuell werde an einem „Menü“ an Projekten gearbeitet, an dem sich Investoren beteiligten könnten.

Deutsches Mindset

Gleichwohl steht in diesem Zusammenhang die Frage im Raum, ob eine hohe Privatverzinsung des eingesetzten Kapitals hierzulande auch gesellschaftlich akzeptiert wird. Jamshid Ehsani, Chef des Global Stuctured Finance-Bereich beim Private-Equity-Fonds Apollo, lobt zwar den Standort wegen seiner Stabilität und dem Triple-A-Rating, verlangte aber neben Reformen zur Aufrechterhaltung der Attraktivität auch ein breites Bekenntnis zu privaten Investitionen. Das „Mindset“ müsse sich in Deutschland ändern: „Wollen Sie tatsächlich Privatkapital, das für die Risikoübernahme auch eine Verzinsung verlangt?“ Seiner Meinung nach kommt das Land an einem klaren Bekenntnis zum Privatkapital aber gar nicht herum, weil eine noch höhere Staatsverschuldung keine Alternative sei. Die Top-Bonität stünde dann infrage, was die Investitionsbedingungen deutlich verschlechtern würde.