Finanzvertrieb

Provisionsverbot rückt in weite Ferne

Nachdem SPD, Linkspartei und Grüne eine gemeinsame Mehrheit im Bundestag verfehlt haben, ist ein Verbot von Provisionen im Finanzvertrieb voraussichtlich vom Tisch.

Provisionsverbot rückt in weite Ferne

jsc Frankfurt

Banken und Finanzvermittler können nach der Bundestagswahl vermutlich auf die Fortsetzung ihres Geschäftsmodells im Vertrieb setzen: Ein Verbot von Provisionen, die Fondshäuser und Versicherer an den Vertrieb auskehren, ist unwahrscheinlich, nachdem für ein etwaiges Bündnis aus Linkspartei, Grünen und Sozialdemokraten keine Mehrheit zusammenkam. Zwar ist es prinzipiell möglich, dass gerade die Grünen in etwaigen Koalitionsverhandlungen einen Übergang weg vom Provisions­vertrieb hin zur Honorarberatung ansprechen und damit einen Punkt aus ihrem Wahlprogramm aufgreifen. Sie müssten sich dann aber voraussichtlich auch mit der FDP und vielleicht auch mit der Union einig werden, die jeweils für das verbreitete Vertriebsmodell keinen Ausstieg skizziert haben und der Finanzbranche näher stehen.

In der Fondsbranche wächst damit die Zuversicht, dass ein Provisionsverbot, das schon im Wahlkampf kaum eine Rolle gespielt hat, erst recht nicht kommen wird. Zugleich gibt es in der Finanzbranche Stimmen, die auf die Ungewissheit kurz nach der Wahl hinweisen. In einem Gespann aus Linkspartei, Grünen und SPD wäre ein Verbot von Vertriebsprovisionen gemessen an den Wahlprogrammen denkbar gewesen. „Wir werden den provisionsbasierten Verkauf von Finanz- und Versicherungsprodukten abschaffen“, heißt es im Programm der Linken. Die Grünen sehen einen „schrittweisen“ Übergang. Die SPD bleibt vage: Sie spricht sich für eine unabhängige und an den Interessen von Kleinanlegern orientierte Beratung aus.

Für die Branche geht es um viel: Allein die vier größten deutschen Publikumsfondsanbieter – Allianz Global Investors, DekaBank, DWS und Union Investment – weisen jährlich jeweils einen Milliardenbetrag für den Provisionsaufwand aus, worunter auch die Entlohnung des Vertriebs fällt. Der Fondsverband BVI hatte gerade erst vor den Plänen von Grünen, SPD und Linken gewarnt. Der Versichererverband GDV äußert sich indes anlässlich der Bundestagswahl nicht zum Provisionsverbot.