Reiche Chinesen auf dem Vormarsch
Reiche Chinesen auf dem Vormarsch
Global Wealth Report der UBS legt die weltweiten Vermögensstrukturen offen – Zunehmende Ungleichheit wird zum Problem
Privatvermögen wachsen in ganz neue Sphären. Und das geschieht nicht unbedingt auf Kosten anderer Bevölkerungsschichten, sondern meist durch eine kluge Anlagepolitik und eigene unternehmerische Aktivitäten, schreibt die UBS. Der Druck auf die Politik für mehr Umverteilung nimmt gleichwohl zu.
lz Frankfurt
Das Wachstum der weltweiten Privatvermögen hat sich im vergangenen Jahr beschleunigt. Nach einem Plus von 4,2% im Jahr 2023 gab es 2024 einen Anstieg von 4,6% auf rund 470 Bill. Dollar, wie aus dem jährlichen „Global Wealth Report“ der Schweizer Großbank UBS hervorgeht. Den größten Zuwachs verzeichnete dank starker Finanzmärkte Nordamerika mit 11,4%. In der Region Asien-Pazifik legten die durchschnittlichen Vermögen um 2,9% zu; in Europa, dem Nahen Osten und Afrika gab es dagegen nur ein Plus von 0,4%. In mehr als der Hälfte der untersuchten 56 Märkte schrumpfte der Wert der Finanzanlagen und Immobilien.
Den größten Anteil am globalen Reichtum „halten“ US-Amerikaner mit rund 35% des weltweiten Vermögens, gefolgt von Chinesen mit rund 20%. Danach folgen Japan, Großbritannien, Deutschland, Frankreich und der Rest der Welt mit zusammen nur 46% des Weltreichtums.
Vermögende Schweizer
Das Reichtums-Ranking wird erneut von der Schweiz angeführt, die Vermögende traditionell als sicheren Hafen schätzen. Dort kam ein Erwachsener 2024 durchschnittlich auf ein Vermögen von gut 687.000 Dollar, gefolgt von den USA mit 620.654 Dollar. Deutschland als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt erreicht mit rund 257.000 Dollar pro Erwachsenem lediglich Rang 19 und liegt damit deutlich hinter Großbritannien und Frankreich.

Wegen der Messung in der Währung „Dollar“ spielen beim Vergleich natürlich auch Währungsschwankungen eine große Rolle, was zu Verzerrungen in der Wahrnehmung führt. Die UBS hat in ihrer Analyse eigene Daten und Erfahrungen beim Wealth Management von vermögenden Personen einbezogen und dieses auch genutzt, um frei verfügbare Daten neu zu kalibrieren.
Ungleichheit und Kapitalmarkt
Dass Deutschland zwar vergleichsweise viele „Millionäre“ zählt (4% aller Erwachsenen), der Durchschnittswert des Vermögens aber mit 256.715 Dollar (gegenüber 620.654 Dollar in den USA) vergleichsweise niedrig liegt, ist zum einen Ausdruck einer geringeren Ungleichheit. Es liegt aber auch an der zu wenig verbreiteten privaten Altersvorsorge, die anderswo meist über den Kapitalmarkt umgesetzt wird. Deutsche Vermögen sind zudem eher in der mittelständisch geprägten Wirtschaft, also in Immobilien, Unternehmenswerten oder Ländereien zu finden. Daher hätten die Bundesbürger auch relativ wenig von den starken Börsen profitiert, schreibt die UBS.
In Deutschland wächst das Vermögen der Mittelschicht am schnellsten. „Bis zum Jahr 2029 rechnen wir mit einer halben Million zusätzlicher US-Dollar Millionäre“, erwartet die UBS. In den nächsten 20 Jahren dürften Erbschaften einen Vermögenstransfer von über 3 Bill. US-Dollar auslösen, was 17% des deutschen Haushaltsvermögens entspreche.
Mehr Umverteilung
Die UBS räumte bei der Präsentation ein, dass hohen Privatvermögen „auf der anderen Seite der Bilanz“ oft eine hohe öffentliche Verschuldung gegenübersteht. Insofern gehen die Banker auch davon aus, dass der Druck auf Vermögende steigen und verstärkt eine „gerechtere Verteilung des Vermögens“ gefordert wird – etwa mit Blick auf Steuerreformen. Zugleich müsse aber auch über höher rentierliche Investitionen kleiner Sparanlagen nachgedacht und die politischen Rahmenbedingungen hierzu angeboten werden.