PERSONEN

Reinhard Selten

ba - Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Reinhard Selten, als er 1994 zusammen mit John Nash und John Harsanyi den Ökonomie-Nobelpreis bekam - als bislang einziger Deutscher. Am 23. August ist der Bonner...

Reinhard Selten

ba – Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Prof. em. Dr. Dr. h. c. mult. Reinhard Selten, als er 1994 zusammen mit John Nash und John Harsanyi den Ökonomie-Nobelpreis bekam – als bislang einziger Deutscher. Am 23. August ist der Bonner Spieltheoretiker in Posen (Polen) verstorben, wie erst jetzt bekannt wurde.Geboren wurde er am 5. Oktober 1930 als Reinhard Justus Reginald Selten in Breslau. Er studierte Mathematik und Volkswirtschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt und begann 1957 dort seine Laufbahn als wissenschaftlicher Assistent von Prof. Heinz Sauermann. Von 1962 bis 1972 lehrte er an der Freien Universität Berlin, zwischen 1972 und 1984 an der Universität Bielefeld. Von dort aus wechselte er an die Universität Bonn, wo er auch das Laboratorium für experimentelle Wirtschaftsforschung aufbaute. Damit galt er als einer der Mitbegründer der experimentellen Ökonomie. Auch nach seiner Emeritierung war Selten im “BonnEconLab” – einer der ersten Einrichtungen dieser Art – aktiv. Seine Arbeit verlieh neben Mathematik und Ökonomie auch vielen anderen Disziplinen neue Impulse.”Die Unabhängigkeit und Tiefe seines Denkens war einzigartig”, zitiert die FAZ Axel Ockenfels, einen von Seltens Schülern, der an der Universität Köln lehrt. “Die Wirtschaftswissenschaft hat Herrn Selten grandiose Antworten und wichtige Fragen in der Spieltheorie und Verhaltenswissenschaft zu verdanken, die die Forschung noch für Jahrzehnte beschäftigen werden.”Den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt Selten für zwei Publikationen aus den Jahren 1965 und 1975, mit denen er einen entscheidenden Durchbruch in der Spieltheorie erzielt hatte. Der passionierte Zeitungsleser prägte den Begriff der “Teilspielperfektheit”: In einem Zwei-Personen-Nullsummenspiel (was der eine bekommt, muss der andere zahlen) ist ein “Nash”-Gleichgewicht ein Paar von Strategien – für jeden Spieler eine -, in dem beide Spieler die jeweils beste Antwort auf die Strategie des Gegenspielers spielen. Bei einem zweirundigen Spiel, bei dem in jeder Runde ein Nash-Gleichgewicht gespielt wurde, ist das Spiel nach Selten “teilspielperfekt”. Mit Hilfe dieses Konzepts lässt sich die Zahl der Gleichgewichtslösungen in einem Spiel erheblich reduzieren. Die Spieltheorie wird nicht nur in den Wirtschafts-, sondern auch in den Sozialwissenschaften und der Biologie angewendet. Neben zahlreichen Ehrendoktorwürden, etwa der Universitäten Bielefeld, Frankfurt, Breslau und Innsbruck, wurde Selten auch mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste ausgezeichnet.