Immobiliensektor

Rekordplus bei Baugenehmigungen für Wohnungen

Der Anstieg der Baugenehmigungen für Wohnungen war noch nie so groß wie im September. Die jüngsten Zahlen sind jedoch nicht so glänzend, wie sie zunächst wirken.

Rekordplus bei Baugenehmigungen für Wohnungen

Rekord bei Wohnungsbaugenehmigungen

Daten jedoch durch statistische Effekte verzerrt – Stimmung in der Branche sinkt

Reuters/mpi Frankfurt

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen ist im September so stark gestiegen wie noch nie. Insgesamt wurden 24.400 Wohnungen genehmigt und damit 59,8% mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag mitteilte. Dieser Rekordzuwachs geht aber zu einem großen Teil auf den schwachen Vergleichswert zurück: Im September 2024 wurde mit 15.300 genehmigten Wohnungen der niedrigste Monatswert seit Anfang 2012 verzeichnet.

Die Bundesregierung spricht trotzdem von einer guten Nachricht. „Das zeigt deutlich, dass es nun endlich aufwärtsgeht“, sagte Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD). Ökonomen sehen das ähnlich. „Allmählich scheint man aus dem Tal wieder herauszukommen“, sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), Cyrus de la Rubia. Der Weg zu einer echten Entspannung an den Wohnungsmärkten bleibe aber noch lang. „Die Bundesregierung wird sich vor allem im sozialen Wohnungsbau engagieren müssen, um das Problem der hohen Mieten rascher in den Griff zu bekommen“, sagte de la Rubia.

Eine Studie des Münchner Ifo-Instituts war jüngst zu dem Schluss gekommen, dass die steigenden Mieten in Deutschland das Wirtschaftswachstum hierzulande bremsen. Die Forscher erklären dies damit, dass die angespannte Lage im Wohnimmobilienmarkt die Mobilität der Arbeitnehmer einschränke. „In Defizit-Regionen, in denen die Nachfrage das Wohnangebot massiv übersteigt, können Haushalte mit niedrigem Einkommen faktisch nicht mehr umziehen“, betont auch Matthias Günther, Geschäftsführer des Pestel-Instituts und Autor der Studie „Wohnen im Lebenszyklus“.

„Der Schein trügt“

Von Januar bis September wurden den Angaben von Destatis zufolge deutschlandweit grünes Licht für den Bau von 175.600 Wohnungen in neuen sowie bereits bestehenden Gebäuden gegeben. Das waren 11,7% oder 18.400 Wohnungen mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Immobilienbranche warnt vor überzogenen Erwartungen. „Der Schein trügt: Genehmigt ist in Deutschland nicht gleichbedeutend mit fertiggestellt“, sagte der Präsident des Immobilienverbandes Deutschland (IVD), Dirk Wohltorf. Man stecke weiter „in einem Tal historisch niedriger Baufertigstellungen“. Damit der Wohnungsbau endlich wieder in Gang komme, müsse der Bauturbo jetzt aus dem Politik-Marketing in den Umsetzungsmodus wechseln. Dieser soll das Bauen vereinfachen und beschleunigen.

Die Zahl der Baugenehmigungen für neue Einfamilienhäuser legte in den ersten neun Monaten um 17,4% auf 33.300 zu. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen dagegen um 2,8% auf 9500. In Mehrfamilienhäusern, der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, genehmigten die Bauaufsichtsbehörden 93.100 Neubauwohnungen – ein Anstieg um 13,0% zum Vorjahreszeitraum. „Erfreulich ist, dass bei den Mehrfamilienhäusern, die am ehesten geeignet sind, die Wohnungsnot abzumildern, der Anstieg in diesem Zeitraum zweistellig war“, sagte Ökonom de la Rubia.

Die Stimmung im deutschen Wohnungsbau hat sich im Oktober allerdings eingetrübt. Nach dem starken Anstieg im September sank das Barometer für das Geschäftsklima von minus 22,0 auf minus 23,0 Punkte, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage mitteilte. Die Unternehmen waren mit den laufenden Geschäften etwas weniger zufrieden. Zudem blickten sie skeptischer auf die kommenden Monate. „Der Weg aus dem Tal ist noch lang“, sagte deshalb der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Fehlende Aufträge sind weiterhin ein großes Problem.“ Auch die Zahl der Stornierungen fiel nur geringfügig von 8,4 auf 8,0%. Sie bleibt damit auf einem erhöhten Niveau. Zumindest berichteten etwas weniger Firmen davon, dass sie zu wenig Aufträge haben. Der Anteil sank von 46,7 auf 44,4% – das ist der niedrigste Wert seit rund zwei Jahren.