US-Wirtschaft

Restriktivere Kreditvergabe der US-Banken schürt Erwartung an Fed-Zinspause

Die Kreditvergabe und die Folgen für die Realwirtschaft stehen in den USA aktuell im besonderen Fokus. Eine neue Umfrage der Fed und der Finanzstabilitätsbericht der Notenbank schüren nun eher die Konjunktursorgen.

Restriktivere Kreditvergabe der US-Banken schürt Erwartung an Fed-Zinspause

Restriktivere Kreditvergabe schürt Erwartung an Fed-Pause

US-Banken ziehen Zügel bei Unternehmenskrediten an – Notenbanker besorgt wegen Gefahr einer Kreditklemme

ms Frankfurt

Signale für eine restriktivere Kreditvergabe der US-Banken schüren Sorgen vor einer möglichen Rezession in den USA und nähren Spekulationen, dass die US-Notenbank ihren Leitzins nicht weiter anhebt. Die Fed veröffentlichte am Montagabend sowohl ihre vierteljährliche Kreditumfrage (Senior Loan Officer Opinion Survey) für das erste Quartal als auch ihren Finanzstabilitätsbericht. Laut der Umfrage verschärften die Banken die Anforderungen für Unternehmenskredite deutlich und berichteten zugleich von einer spürbar gesunkenen Nachfrage. Im Finanzstabilitätsbericht warnte die Fed, dass schwächere Wachstumsaussichten zu einer schwächeren Kreditvergabe führen könnten, die wiederum das Wachstum weiter belaste – also eine Art Abwärtsspirale.

In den USA stehen die Kreditvergabe der Banken und die möglichen Folgen für die Realwirtschaft derzeit im besonderen Fokus. Hintergrund ist zum einen der aggressivste Zinserhöhungskurs der Fed seit Jahrzehnten. Seit März 2022 hat die Notenbank ihren Leitzins um 500 Basispunkte auf aktuell 5,0% bis 5,25% angehoben, um die viel zu hohe Inflation zu senken. Zum anderen gibt es große Unruhe im US-Bankensektor, vor allem bei kleineren, regionalen Instituten. Zusammen führt das zu Sorgen vor einer Kreditklemme. Im ersten Quartal hatte sich das US-Wachstum deutlich auf annualisiert 1,1% abgeschwächt. Die Fed hat vergangene Woche ihren Leitzins zwar erneut angehoben, zugleich aber eine Zinspause im Juni avisiert. Viele Beobachter sehen das bereits als Ende des jüngsten Zinserhöhungszyklus.

Finanzstabilitätsbericht warnt

Die neuen Daten verstärken solche Einschätzungen nun. Die Fed-Kreditumfrage, die mit Spannung erwartet worden war, ergab, dass im ersten Quartal 46% der Banken die Bedingungen für Kredite an mittlere und große Unternehmen verschärft haben. Bei der vorhergehenden Erhebung waren es 44,8%. Bei kleineren Unternehmen gingen sie noch restriktiver vor. Demnach verschärften 46,7% der Geldhäuser in diesem Sektor die Vergabekriterien; im Vorquartal waren es noch 43,8%. Laut der Befragung fragten zugleich Unternehmen aller Größenordnungen weniger Kredite nach als zuvor.

Fast noch größere Sorgen macht, dass die Banken auch für den Jahresverlauf eine weitere Verschärfung der Kreditanforderungen erwarten. „Das wird Unternehmen und Haushalten den Zugang zu Krediten versperren und dazu beitragen, dass die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte in eine Rezession abgleitet“, erklärten die US-Ökonomen von Oxford Economics, Michael Pearce und Ryan Sweet. Ob eine Rezession droht und wenn ja, wie tief diese ausfällt, ist unter Beobachtern indes noch umstritten. Der Arbeitsmarkt in den USA beispielsweise ist bislang sehr robust.

Aber auch der Finanzstabilitätsbericht der Fed verstärkt Sorgen bezüglich der Kreditvergabe. „Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Aussichten, der Kreditqualität und der Finanzierungsliquidität könnten Banken und andere Finanzinstitute dazu veranlassen, das Kreditangebot für die Wirtschaft weiter einzuschränken“, heißt es in dem Bericht. „Ein starker Rückgang der Kreditverfügbarkeit würde die Finanzierungskosten für Unternehmen und Haushalte in die Höhe treiben und möglicherweise zu einer Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit führen.“ Der Bericht hob gewerbliche Immobilien als einen Bereich mit erhöhtem Risiko hervor, der genauer unter die Lupe genommen werden müsse.

Vor Veröffentlichung der Fed-Kreditumfrage hatte sich der Präsident der regionalen Fed Chicago, Austan Goolsbee, besorgt wegen einer möglichen Kreditklemme gezeigt. Es liege etwas in der Luft, meinte er laut Reuters im Fernsehinterview von Yahoo Finance. Es lasse sich aber noch nicht sagen, was die Fed bei ihrer nächsten Sitzung im Juni mit Blick auf die Zinsen tun sollte. Denn vieles hänge auch davon ab, wie stark die Kreditverknappung die Wirtschaft bremse. Die Fed hat ein duales Mandat aus Preisstabilität und Beschäftigung.

„Ziehen die Banken bei der Kreditvergabe die Daumenschrauben an, hat dies unmittelbare Auswirkung auf die Geldmenge“, sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Damit verstärke der Finanzsektor die straffere Geldpolitik der Fed. „Die Umfrage zu den Kreditvergabebedingungen erhärtet die Sichtweise, dass die Fed keine weiteren Zinsanhebungen mehr vollstrecken wird“, so Gitzel.

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