IMK-Konjunkturindikator

Rezessionswahrscheinlichkeit steigt

Der IMK-Konjunkturindikator zeigt im Oktober eine höhere Rezessionswahrscheinlichkeit sowie eine stärkere Verunsicherung. Die darauf basierende Ampelschaltung springt deswegen aber noch nicht um.

Rezessionswahrscheinlichkeit steigt

Rezessionswahrscheinlichkeit steigt

ba Frankfurt

Ökonomen verschieben ihre ersten zarten Wachstumshoffnungen auf das vierte Quartal – bevor die Erholung dank der Investitionsprogramme der Bundesregierung im kommenden Jahr Fahrt aufnimmt. „Trotz starker Belastungen, insbesondere durch die amerikanische und die chinesische Wirtschaftspolitik, sind die Chancen relativ hoch, dass die deutsche Wirtschaft im Schlussquartal 2025 leicht wächst“, fasst das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung die Aussage seines monatlichen Konjunkturindikators zusammen. Und dies, obwohl er eine höhere Rezessionswahrscheinlichkeit und Unsicherheit ausweist. Die Bundesbank zeigt sich etwas skeptischer: „Das reale BIP dürfte im dritten Quartal 2025 allenfalls stagniert haben“, schreibt sie im neuesten Monatsbericht.

In Industrie und Bau lasse eine durchgreifende Erholung auf sich warten, der private Konsum dürfte allenfalls leicht zugelegt haben. Und auch der Dienstleistungssektor zeige sich schwunglos, fasst die Notenbank das aktuelle Konjunkturbild zusammen.

Die Industrie leidet weiterhin nicht nur unter strukturellen Problemen, sondern auch unter den angehobenen US-Zöllen. Produktion, reale Umsätze und reale Warenexporte gingen zuletzt zurück. Das gilt nun zusätzlich auch für die Auftragseingänge in der Industrie. Die nach wie vor niedrige Kapazitätsauslastung in der Industrie und die schwache Wettbewerbsfähigkeit dürften zudem die Investitionstätigkeit und damit die Nachfrage nach Investitionsgütern weiterhin belastet haben. In einem gewissen Gegensatz dazu stehen allerdings die laut ifo Institut im September verbesserten kurzfristigen Produktions- und vor allem Exporterwartungen. Im Baugewerbe lässt eine durchgreifende Erholung ebenfalls noch auf sich warten. Zwar legte die Bauproduktion im Durchschnitt der Monate Juli und August leicht zu. Aber der Anstieg ging allein auf das Ausbaugewerbe zurück, während die Produktion im Hoch- und Tiefbau sank. Dabei stellt sich die Lage im Tiefbau weiterhin deutlich besser dar als im Hochbau. Der private Konsum dürfte allenfalls leicht zugelegt haben. Auch der Dienstleistungssektor zeigte sich schwunglos. Die Produktion der Dienstleister ging im Juli leicht zurück, und die Geschäftslage der konsumnahen Dienstleister verschlechterte sich gemäß Umfragen des ifo Instituts im dritten Quartal. Jedoch blieb der Einkaufsmanagerindex von S&P Global für die Dienstleister knapp über der Expansionsschwelle.

Die wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen, die in dem IMK-Indikator gebündelt sind, deuten auf eine Rezessionswahrscheinlichkeit für den Zeitraum von Oktober bis Ende Dezember von 34,8% hin. Anfang September betrug sie für die folgenden drei Monate 33,7%. Der Indikator signalisiere damit weiter „konjunkturelle Unsicherheit“, aber keine akute Rezessionsgefahr für die kommenden drei Monate, heißt es beim IMK.

Hoffnung auf Sondervermögen

Die leichte Zunahme des Rezessionsrisikos erklären die Wirtschaftsforscher in erster Linie mit den Rückgängen bei Industrieproduktion und Auftragseingängen aus dem außereuropäischen Ausland, sowie dem Minus beim Ifo-Geschäftsklima. Der positivere Trend bei Finanzmarktindikatoren habe verhindert, dass die Rezessionswahrscheinlichkeit stärker zugenommen hat. Zudem wies der Lkw-Maut-Index, der als Frühindikator für die Produktion gilt, leicht nach oben.

„Zum Glück ist der Außenhandel nicht alles", erklärt Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK mit Blick auf die schlechten Konjunkturnachrichten der vergangenen Wochen, vor allem beim schwachen Export nach Übersee. Diese seien natürlich relevant, aber die Aussichten auf eine schrittweise wirtschaftliche Erholung blieben trotz einiger Eintrübungen erhalten. Auch in den kommenden Monaten könne die deutsche Wirtschaft nicht darauf hoffen, wie früher vom Export aus der Krise gezogen zu werden. Dazu dämpften die US-Zölle sowie die aggressive Industriepolitik Chinas den Außenhandel zu stark. „Aber es besteht Hoffnung auf einen binnenwirtschaftlich getriebenen Aufschwung“, betont Dullien. Mit dem Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz sorge die Bundesregierung für mehr Dynamik bei den Investitionen, die vor allem 2026 wirken werde.