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Rom oder Mailand! Hauptsache Italien?

Im Konkurrenzkampf zwischen Rom und Mailand hat zuletzt Rom Punkte gemacht. Das gilt etwa für die Übernahme der Mediobanca durch die teilstaatliche Monte dei Paschi.

Rom oder Mailand! Hauptsache Italien?

Notiert in Mailand

Rom oder Mailand! Hauptsache Italien?

Zwischen den beiden Metropolen tobt ein Konkurrenzkampf

Von Gerhard Bläske
bl Mailand

Mailand oder Rom? Hauptsache Italien mögen viele sagen. Doch die meisten Bewohner sehen das anders: Das Leben in den beiden Städten könnte nicht unterschiedlicher sein.

„In Mailand wird das Geld verdient, das in Rom ausgegeben wird“, heißt ein Sprichwort. Darin liegt viel Wahrheit. In Rom sitzen Staatsunternehmen, die Verwaltung und Regierung. Sie entscheidet darüber, wie die Steuereinnahmen, die überwiegend in Mailand und Norditalien erwirtschaftet werden, ausgegeben werden. Das stößt dort nicht immer auf Wohlwollen.

Mailand hängt mit einem Durchschnittseinkommen von 37.189 Euro Rom (28.646 Euro) deutlich ab. Auch beim erwirtschafteten Bruttoinlandsprodukt liegt Mailand mit 490 Mrd. Euro weit vorn: Selbst wenn man die ganze Region Latium, zu der Rom gehört, dazu rechnet, kommt man nur auf 239 Mrd. Euro. Dabei hat Latium 5,7 Millionen Einwohner, der Großraum Mailand aber nur 3 Millionen.

Die einzige wirklich internationale Stadt Italiens

Mailand ist die dynamische Wirtschaftsmetropole, die einzige wirklich internationale Stadt Italiens. Hier sind weltweit anerkannte Modeschulen und Universitäten wie das Polytechnikum, die Katholische Universität oder die Wirtschaftsuniversität Bocconi beheimatet. Die Stadt, über der im Winter oft eine graue und feuchte Smogdecke liegt, beherbergt Großbanken, Versicherungen und Unternehmen wie Pirelli, Prysmian, Amplifon, Campari, Modekonzerne und viele innovative Startups. Im Gegensatz zu Rom funktioniert das öffentliche Verkehrssystem hervorragend. Auch das Kulturleben ist kreativ und von hohem Niveau.

Rom ist gemütlicher, entspannter, wärmer, laut. Hier herrscht oft Chaos. Der Müll liegt herum und stinkt, doch das stört die meisten nicht. Das Nachtleben dauert bis spät in die Nacht. Doch das Dolce Vita, das etwa aus dem gleichnamigen Film des Regisseurs Federico Fellini bekannt ist, erstickt im Massentourismus. Die Via Veneto, zentraler Schauplatz des Films, ist heute eine langweilige Straße mit Luxushotels. Einstige Zentren des Nachtlebens wie das Café de Paris sind heruntergekommen und geschlossen. Prominente feiern anderswo. Und die jungen Leute vergnügen sich in peripheren Gebieten wie San Lorenzo, Testaccio, Garbatella oder Pigneto.

Zunehmend ungenierte Einmischung

Der Gegensatz zwischen den beiden Städten sorgt auch wirtschaftlich für Schlagzeilen. Denn die Regierung in Rom, die sich immer ungenierter in die Wirtschaft einmischt, hat dafür gesorgt, dass die teilstaatliche Bank Monte dei Paschi und die mit Rom verbündeten Unternehmer Caltagirone und Del Vecchio die Ur-Mailänder Bank Mediobanca übernehmen konnten und so Zugriff auf die Versicherung Generali erhielten. Und Unicredit wurde die Übernahme der BPM verwehrt.

Das wurde als Sieg des klientelistischen Roms gegen das offene und kapitalistische Mailand gewertet. Dabei erinnert der aktuelle Immobilien-Korruptionsskandal in Mailand eher an Rom. Insofern gibt es doch eine Annäherung zwischen den beiden Städten.